PFLANZENSTÄRKUNG – MÖGLICHKEITEN UND GRENZEN
Das Thema Pflanzenstärkung ist hochaktuell. Mittels Brühen, Tees und weiteren Präparaten wird versucht, die Kulturpflanze zu stärken und sie so vor Schädlingsbefällen und Krankheiten zu schützen. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über das Thema und die Möglichkeiten und Grenzen im Zusammenhang mit der Stärkung von Pflanzen.
Was können Pflanzenstärkungsmittel?
Kann man Pflanzen mit Kräuterbrühen, Tees aus Heilpflanzen, Mineralien oder durch homöopathische Präparate stärken, so dass sie vor Krankheiten oder einem Befall mit Schädlingen verschont bleiben? Diese Frage bewegt viele Gärtnerinnen und Gärtner, die nach Alternativen zu Pflanzenschutzmitteln suchen, wenn es um die richtige Behandlung der Gartenpflanzen gegen Schadorganismen geht.
So genannte Pflanzenstärkungsmittel werden häufig als solch eine Möglichkeit angesehen. So gilt beispielsweise Brennnesselbrühe schon seit vielen Jahrzehnten als Mittel zur Bekämpfung von Blattläusen und Schachtelhalmbrühe soll Pilzbefall an Gartenpflanzen verhindern.
Genauer betrachtet dienen solche Präparate aber nicht zu Bekämpfung von Schadorganismen, sondern ausschliesslich zur Stärkung der Pflanzen. So soll Schachtelhalmextrakt auf Grund des hohen Kieselsäuregehalts die Zellwände der Pflanzen stärken und somit deren Robustheit gegenüber Schaderregern verbessern. Viele Stärkungsmittel enthalten auch Mikro- und Makronährstoffe zur besseren Ernährung der Pflanze. Beinwelljauche enthält z.B. Kali und Stickstoff.
Über die genaue Wirksamkeit der Pflanzenstärkungsmittel ist, wissenschaftlich betrachtet, kaum etwas bekannt. Es wurden in den vergangenen Jahrzehnten immer mal wieder Versuche zur Wirksamkeit von Brennnessel, Knoblauch oder Schachtelhalmpäparaten durchgeführt. Die wenigen publizierten Ergebnisse zeigen aber keine eindeutige und ausreichende Wirkung, so dass wohl in vielen Fällen eine allgemeine Wachstumsförderung als hauptsächlicher Effekt zu nennen ist.
Begriffsdefinition
Der Begriff Pflanzenstärkungsmittel ist in der Schweiz, anders als in der Bundesrepublik Deutschland, rechtlich nicht geregelt. Hinter dieser Sammelbezeichnung verbergen sich verschiedene Produkte, welche die Widerstandskraft der Pflanze gegenüber Witterungseinflüssen, schlechten Standortbedingungen und auch gegenüber von Krankheiten und Schädlingen stärken sollen. Im deutschen Pflanzenschutzgesetz werden gemäss § 2 Nr. 10 Pflanzenstärkungsmittel als Stoffe und Gemische einschliesslich Mikroorganismen definiert, die ausschliesslich dazu bestimmt sind, allgemein der Gesunderhaltung der Pflanzen zu dienen.
In einer monatlich aktualisierten Liste des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit findet man alle in Deutschland verkehrsfähigen Präparate.
Da Pflanzenstärkungsmittel in der Schweiz nicht durch entsprechende Vorgaben geregelt sind, bietet sich hier zur Orientierung die «Positivliste – Dünger, Erden, Pflanzenschutzmittel und Nützlinge für biologische Kleingärten» des Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL an. In dieser Liste finden sich, neben Pflanzenschutzmitteln und Düngern, auch Hilfsstoffe und Kompostzusätze.
Angesichts mangelnder und vor allem verlässlicher Daten zur Wirkung von Pflanzenextrakten, Gesteinsmehlen oder energetisch angereicherter Melasse bleibt nur das eigene Ausprobieren. Gleiches gilt natürlich auch für die vielen Rezepte, auf die man bei der Recherche im Internet stösst. Stellt man Brühen oder Tees selbst her, sollte in jedem Fall bedacht werden, dass einige der empfohlenen Pflanzen, wie Rainfarn oder Beinwell giftige Stoffe enthalten können. Die Behandlung von Kräutern, Gemüse oder Obst mit solchen Präparaten sollte daher sicherheitshalber unterbleiben. Werden Aufgüsse von Nahrungspflanzen, z.B. Knoblauch, Rhabarber, Schwarzem Tee oder Basilikum verwendet, dürfte man toxikologisch gesehen allerdings auf der sicheren Seite sein. Eine Wirksamkeitsgarantie gibt es allerdings bei keinem der vielen so genannten Hausmittel.
Fazit
In einigen Fällen können so genannte Pflanzenstärkungsmittel das Wachstum der Pflanzen positiv beeinflussen. Vor allem bei suboptimalen Standortbedingungen dienen solche Präparate in einigen Fällen einer besseren Nährstoffversorgung. Zur sicheren Schädlings- und Krankheitsabwehr sind sie allerdings weniger geeignet.
Dieser Text wurde von unserem Pflanzenschutzexperten Christoph Hoyer verfasst.