
Schmarotzerpflanzen als Schaderreger an Kulturpflanzen
Schmarotzerpflanzen entziehen ihren Wirtspflanzen Wasser und Nährstoffe und können grosse Schäden in der Landwirtschaft und im Gartenbau verursachen. Während die Mistel oft harmlos erscheint, stellen Arten wie die Kleeseide eine ernsthafte Bedrohung für Kulturpflanzen dar. Erfahren Sie hier, welche Pflanzenparasiten besonders problematisch sind und wie Sie diese effektiv bekämpfen können.
Beim Begriff Schmarotzer denkt man sicherlich zuerst an kleine Plagegeister aus dem Tierreich, wie blutsaugende Zecken und Mücken oder auch Bettwanzen, die im letzten Sommer für Schlagzeilen sorgten. Schmarotzer, so eine alte Definition, sind Lebewesen, die auf Kosten anderer leben. Heute sprechen wir in der Biologie eher von Parasiten, zu denen auch verschiedene Flöhe, Würmer und Milben gehören, von denen Hunde und Katzen häufiger befallen werden können.
Dass es auch parasitische Pflanzen gibt, die an Kulturpflanzen schmarotzen, ist eher unbekannt. Einzig die Mistel hat, dank ihrer starken Verbreitung auf verschiedenen Bäumen, einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt. Vor allem in Streuobstbeständen ist Mistelbefall zum Problem geworden.



Misteln (Viscum album) sind Halbschmarotzer, die mit ihren Senkerwurzeln Wasser und Nährstoffe von Wirtsbäumen wie Apfelbäumen, Linden oder Pappeln entziehen, während sie durch Photosynthese ihre Blätter, Triebe und Blüten selbst aufbauen.
Halbschmarotzer
Misteln (Viscum album) mit ihren grünen Blättern gehören zu den so genannten Halbschmarotzern auch Semiparasiten genannt. Sie entziehen mit ihren Senkerwurzeln (Haustorien) den Wirtsbäumen Wasser und mineralische Nährstoffe. Der Aufbau von Blättern, Trieben und Blüten erfolgt wie bei nichtparasitischen Pflanzen über die Photosynthese. Misteln wachsen auf verschiedenen Laubbäumen. Häufig findet man Pflanzen auf Apfelbäumen in Streuobstbeständen. Sie besiedeln aber auch Linden, Pappeln, Weiden und Ahorn. Neben der Laubholzmistel (V. album ssp album) gibt es noch die Föhren-Mistel (V. album ssp austriacum) und die Tannenmistel (V. Album ssp abietis). Eine ausführliche Abhandlung zur Biologie der Mispel stellt die Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL auf ihrer Website zum Download als pdf-Datei bereit.
Im Streuobstanbau wird inzwischen eine Bekämpfung der Mistel empfohlen. Die häufigste Methode ist das Entfernen der Mistelkugel mitsamt des von der Senkerwurzel durchwachsenen Astes. Ob das systematische Herausschneiden von Misteln ausreichend wirksam ist, um die Ausbreitung des Halbschmarotzers zu begrenzen, ist bisher nicht genauer untersucht worden.
Weitere Informationen bietet das Merkblatt zur Mistelentfernung der Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten FRUCTUS.
Eher unbekannte Halbschmarotzerpflanzen, die allerdings keine nennenswerten Schäden verursachen, sind z.B. die verschiedenen Arten des Augentrosts (Euphrasia spec.), die Wachtelweizenarten (Melampyrum spec.) und die Läusekräuter (Pedicularis spec.) aus der Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae). Diese krautigen Pflanzen zapfen die Wurzeln von Gräsern und Gehölzen an, um ihren Bedarf an Wasser und Mineralien zu decken. Dank ihrer grünen Blätter und Stängel sind sie zur Photosynthese befähigt.


Vollschmarotzer
Aus der Gruppe der Vollschmarotzer, auch Holoparasiten genannt, sind einige Arten als problematische Schaderreger an Kulturpflanzen bekannt. Im gemäßigten Klima Mitteleuropas spielt allerdings nur die Kleeseide (Cuscuta epithymum subsp. trifolii), auch Hexenseide oder Teufelszwirn genannt, eine gewisse Rolle als Schaderreger an Futterpflanzen wie Klee und Luzerne. Ausführliche Informationen zur Kleeseide bietet das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg. Hier kann aus der alphabetisch geordneten Liste das Merkblatt Kleeseide heruntergeladen werden.
Eine weitere Art, die Nesselseide (C. europaea), findet man an Brennnessel, Hopfen, Weide, Winde, Distel und anderen Pflanzen. Als dritte im Bunde der Seiden ist die Nordamerikanische Seide (C. campestris) zu nennen. In Süd- und Osteuropa bereitet diese Art z.B. Probleme an Soja, Raps, Tomate oder Kartoffel. Auch an verschiedenen Zierpflanzen, wie der Lampionblume, wurde schon Befall festgestellt. Daher verwundert es nicht, dass Pflanzengesundheitsbehördern vor einer Verbreitung dieser Pflanzen mit dem Saatgut warnen. So wies das LTZ Augustenburg z.B. im Jahr 2021 darauf hin, dass die beliebten Blühmischungen potentiell mit Kleeseidesamen verunreinigt sein können, nachdem in einem Bestand einer Blühfläche der Pflanzenparasit gesichtet wurde.

Nordamerikanische Seide (C. campestris)

Befall an einer Kartoffelpflanze

Nesselseide (C. europaea)

Dieser Text wurde von unserem Pflanzenschutzexperten Christoph Hoyer verfasst.