Moos im eigenen Garten

Moos im Garten – Schädling oder Bereicherung?

Es ist feucht, es ist glitschig und wächst bevorzugt an Steinwänden, auf Rasenflächen oder an den geliebten Gartenmöbeln. Vielen Hobbygärtnern ist Moos deshalb ein Dorn im Auge. Sie greifen daher gerne zu Essig, Cola oder teuren Chemikalien, um dem vermeintlichen Unkraut den Garaus zu machen – aber ist das wirklich berechtigt?

«Nein», sagen jetzt Experten – oder zumindest nur bedingt. Moos im Garten leistet nämlich einen wichtigen Beitrag zu einem gesunden Ökosystem, indem es die Luft filtert, Schadstoffe bindet und Unterschlupf für nützliche Insekten bietet. Einige Gärtner pflanzen deshalb in schattigen Ecken ihres Gartens sogar absichtlich verschiedene Moosarten oder legen anstelle traditioneller Rasenflächen Moosrasen an.

Moos im Rasen

Moos im Rasen

Moos an Steinmauer

Moos an Steinmauer

Waldstück mit moosigem Boden

Waldstück mit moosigem Boden

Überraschende Artenvielfalt

Obwohl vielen bei dem Wort «Moos» zuerst eine scheinbar homogene, in der Regel grüne Masse vorschwebt, verbergen sich dahinter über 16'000 Arten, die unterschiedlicher gar nicht sein könnten und komplexe Strukturen mit zahlreichen winzigen Einzelblättern aufweisen. Alleine in der Schweiz zählen Botaniker 1093 heimische Moosarten, die sich in die Abteilungen Horn- (Antocerotophyta), Laub- (Bryophyta) und Lebermoose (Marchanthiophyta) unterteilen lassen.

Die bei Weitem häufigste Art in den heimischen Gärten ist das Sparrige Kranzmoos (Rhytidiadelphus squarrosus), das sich bevorzugt auf feuchten Böden und Rasenflächen ausbreitet. An Steinen und generell in urbanen Regionen hingegen findet sich oft Silbermoos (Bryum argenteum). Beide Arten zählen zu den Laubmoosen, der artenreichsten Abteilung der Moose, und sind extrem genügsam.

Sparriges Kranzmoos (Rhytidiadelphus squarrosus)

Sparriges Kranzmoos (Rhytidiadelphus squarrosus)

Silbermoos (Bryum argenteum)

Silbermoos (Bryum argenteum)

Moos auf Steinplatz

Moos auf Steinplatz

Überlebenskünstler auf Schattenflächen

Besonders gerne wachsen Moose auf feuchten, sauren und nährstoffarmen Böden im Schatten oder Halbschatten. Staunässe gibt ihnen auch in Beeten und auf Rasenflächen optimale Bedingungen für ausuferndes Wachstum. Ein Moosbefall des Rasens kann also darauf hindeuten, dass der Boden übersäuert oder zu stark verdichtet oder die Rasensorte nicht für schattige Standorte geeignet ist.

Durch Moossporen kann sich ein Befall schnell auf sämtliche Bereiche des Gartens übergreifen, die geeignete Wachstumsbedingungen bieten, und andere Pflanzen verdrängen. Auch Trockenheit macht den meist kleinwüchsigen Moosen nicht viel aus, wenn sie erst einmal Fuss gefasst haben – sie schalten bei Austrocknung sozusagen «auf Sparflamme» und überdauern so bis zum nächsten Regen, um an Nährstoffe zu kommen.

Natürlicher Luftverbesserer – nicht nur für Allergiker

Da Moose nicht über ausgeprägte Wurzeln verfügen, nehmen sie Feuchtigkeit und Nährstoffe aus der Luft auf. Dabei filtern ihre Blättchen auch Schadstoffe wie Blei, Cadmium, Russ und Feinstaub aus der Luft und reduzieren im Frühjahr und Sommer die Pollenbelastung, wodurch nicht nur Allergiker aufatmen können.

Als besonders nützlich gelten übrigens das Kissenmoos (Leucobryum glaucum), das Rotstängelmoos (Pleurozium schreberi) und das Zypressen-Schlafmoos (Hypnum cupressiforme). Diese Arten sind exzellente Filter für Schadstoffe und sehen darüber hinaus auch noch gut an Stellen aus, an denen andere Pflanzen nicht oder nur schwer überleben könnten.

Eine weitere positive Eigenschaft aller Moosarten ist ihre Fähigkeit, grosse Mengen CO₂ aufzunehmen und zu speichern. So speichert Boden, auf dem Moosrasen wächst, etwa das Sechsfache der Menge Kohlendioxid, die eine vergleichbare Rasenfläche speichern könnte.

Kissenmoos (Leucobryum glaucum)

Kissenmoos (Leucobryum glaucum)

Rotstängelmoos (Pleurozium schreberi)

Rotstängelmoos (Pleurozium schreberi)

Zypressen-Schlafmoos (Hypnum cupressiforme)

Zypressen-Schlafmoos (Hypnum cupressiforme)

Moos entfernen – Methoden zur Vorbeugung und Bekämpfung

Zum Schädling werden Moose immer erst dann, wenn sie andere Pflanzen verdrängen. So kommt es gelegentlich vor, dass Moosbefall auf schattigen Flächen dafür sorgt, dass die dort wachsenden Pflanzen nicht atmen können. Um der Ausbreitung des Moosbefalls Einhalt zu gebieten, sollten Sie zunächst dessen Ursachen bekämpfen. So hilft bei übersäuerten Böden Kalk, um den pH-Wert zu regulieren, während verdichtete Böden gelockert oder vertikutiert werden sollten, um Wasser das Versickern zu erleichtern.

Eine weitere Option, die grüne Flut vorbeugend in ihre Schranken zu weisen, besteht darin, die Schattenflächen selbst zu eliminieren. Verdeckt etwa eine Hecke oder ein Baum die Sonne, kann ein Rückschnitt die Lichtverhältnisse verbessern, um den Standort für andere Pflanzen zu erschliessen und Moosbefall die Ausbreitung zu erschweren.

An Hauswänden hingegen sollte Moos nicht geduldet werden. Da es Feuchtigkeit bindet, durchfeuchtet sich nämlich mit der Zeit auch das Mauerwerk – Schimmel ist die Folge. Abwaschen lässt sich Moosbefall auf Mauern, Steinen und Holzmöbeln am besten mit Cola oder einer Mischung aus 20 Gramm Natron und 10 Litern Wasser. Letztere Methode eignet sich besonders gut für grossflächige Moosbekämpfung. Tragen Sie das Gemisch einfach auf die befallenen Stellen auf und spülen Sie es nach einer 24-stündigen Einwirkzeit wieder ab. Entfernen Sie danach sämtliche Moosreste mit einer Bürste, um die erneute Ausbreitung zu verhindern.

Diese Produkte könnten Sie interessieren

Gartenblog