Agrarforst

Waldgärten – Der Trend zur essbaren Stadt

Nicht jeder verfügt über einen eigenen Garten, um dort Gemüse, Kräuter und Obst anzubauen. In Städten hat sich daher in den letzten Jahren ein neuer Trend entwickelt, der unter Namen, wie 'Essbare Stadt', 'Waldgarten' oder 'Gemeinschaftsgarten' viele verschiedene Formen und Ideen des gemeinschaftlichen Gärtnerns verbindet.

Anders als bei den schon eher klassischen Gemeinschaftsgärten, bei denen mehrere Menschen eine Fläche gemeinsam gärtnerisch nutzen, sind Waldgärten ein relativ neues Konzept mit grösserem organisatorischen Aufwand.

Was sind Waldgärten?

Diese, für kleine städtische Flächen genau geplanten Miniwälder, werden auch als urbane Waldgärten, Esswälder oder Tinyforest bezeichnet. Waldgärten liegt der Gedanke zu Grunde, dass im Wald viele verschiedene Pflanzen und Tiere eine natürliche Lebensgemeinschaft bilden. So wachsen in der untersten Schicht Wildkräuter, z.B. Giersch, Bärlauch oder Brennnessel und niedrige Beerensträucher, wie Heidelbeere oder die Wald-Erdbeere (Fragaria vesca). Zusätzlich können in der bodennahen Schicht Pilze geerntet werden. In den nächst höheren Schichten bieten verschiedene Fruchtgehölze Nahrung für Mensch und Tier. Brom- und Himbeeren, Hagebutten, Haselnüsse Kirschen, Äpfel, Mispel, Vogelbeere und Marroni. Hopfen und Reben durchdringen als Kletterpflanzen die unterschiedlichen Waldschichten. Gern wird auch noch als Vorteil dieser „Waldwirtschaft“ angeführt, dass früher ganz selbstverständlich Schweine, Rinder, Schafe und Ziegen in so genannten Hutewäldern Nahrung fanden.

Urbane Waldgärten orientieren sich am Mischwald vergangener Jahrhunderte. Geplant werden Sie heute in verschiedenen Projekten auf Flächen von nur wenigen hundert Quadratmetern oder noch kleinerem Areal. Die Auswahl der Pflanzen entwickelt sich nicht auf natürlichem Weg sondern es wird genau konzipiert, was auf der Fläche wachsen soll und entsprechend dieser Vorgaben gepflanzt und gesät. So versucht man zu gewährleisten, dass auch Krautstiel, Kürbis und Kohl einen Platz zum Wachsen finden. Diese ein wenig an paradiesische Zustände erinnernde Waldgartenidee entstammt der Permakulturbewegung. Nähere Informationen dazu bietet die Berner Fachhochschule an der auch zwei Permakulturlehrgärten angelegt wurden. Noch ausführlichere Informationen sind auf der Seite permakultur-landwirtschaft.org zu finden.

Für urbane Flächen können solche Waldgärten eine Bereicherung sein. Sie laden zum Beobachten, zum Verweilen und sicherlich auch zum Naschen ein. Ausserdem leisten sie einen sinnvollen Beitrag zu Stadtbegrünung. Einen nennenswerten Beitrag zu Ernährung können sie realistisch betrachtet allerdings nicht leisten, dafür aber sicherlich zum besseren Naturverständnis. Über das in Deutschland längerfristig angelegte Projekt 'Urbane Waldgärten' informiert das Bundesamt für Naturschutz (BfN) auf seiner Website.

Ein Garten im Wald

Ein Garten im Wald

Permakulturgarten

Permakulturgarten

Mischgarten mit Bäumen und Sträuchern

Mischgarten mit Bäumen und Sträuchern

Agroforst

Im Zusammenhang mit Waldgärten taucht auch der Begriff Agroforst auf. Dabei handelt es sich um ein landwirtschatliches Bewirtschaftungssystem, bei dem, wie der Name schon andeutet, Nutzholz und landwirtschaftliche bzw. gärtnerische Kulturen in einem bestimmten System zusammen angebaut werden.

Ähnlich, wie bei der Waldgartenidee, sollen die unterschiedlichen Pflanzen den zur Verfügung stehenden Platz besser ausnutzen, sich gegenseitig positiv beeinflussen. Grosse Bäume können einjährigen Kulturen, wie Getreide, Kartoffeln oder Gemüse in heissen Sommern Schatten spenden und somit den Wasserverbrauch reduzieren, so die Theorie, die in verschiedenen wissenschaftlichen Projekten untersucht werden soll. Ausserdem erhofft man sich durch die vielfältige Flächennutzung insgesamt höhere Erträge, eine Risikominimierung bei Ernteausfällen durch Krankheiten, Schädlinge und Witterungseinflüsse und ein bessere Pflanzengesundheit, ähnlich wie bei der von Gärtnern z.T. genutzten Mischkultur im Gemüsebeet. Ob die erwünschte Lebensgemeinschaft von Bäumen und einjährigen Kulturen problemlos funktioniert ist fraglich, da z.B. das Wurzelwachstum von Bäumen und die Beschattung, wie langjährige Erfahrungen zeigen, durchaus auch zu Wachstums­beeinträchtigungen führen. Die Zukunft wird zeigen, ob Agroforstsysteme unter praktischen Bedingungen eine langfristige Chance haben werden, sich in der Agrarlandschaft zu behaupten.

Waldgarten
Ein Baum mit einem Vogelnistkasten
Kräutergarten am Waldrand

Urbane Waldgärten und essbare Landschaften: Verschiedene Ansätze der Stadtbegrünung mit Obstbäumen, Wildkräutern und Gemeinschaftsgärten, die zum Entdecken und Ernten einladen.

Weitere Informationen zum Thema Agroforst findet man unter www.agroforst.ch sowie auf der Seite der Agroscope.

Christoph Hoyer

Ce texte a été rédigé en allemand et traduit en français par notre expert en protection des plantes Christoph Hoyer.

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