Maulwurf (Talpa europaea)

Der Maulwurf – Schädling oder Nützling im Garten? 

Der Maulwurf (Talpa europaea) ist in vielen Gärten kein gern gesehener Gast. Sobald im Frühjahr die Temperaturen steigen, gräbt er an seinen komplexen Tunnelsystemen und legt die allseits bekannten Maulwurfshügel an, die vielerorts auf Wiesen und Grünflächen zu sehen sind. Aber ist er wirklich ein Schädling oder erfüllt er im Garten gar eine wichtige Funktion?

Vorab können wir schon verraten, dass der Maulwurf sich nützlich zu machen weiss. Nicht nur vertilgt er allerlei Schädlinge – er lockert mit seinen «Bauarbeiten» auch den Boden. Hier erfahren Sie alles Wissenswerte zum nützlichen Erdreichsbewohner, seinem Zweck im Garten und den Möglichkeiten, ihn zu unterstützen oder bei Bedarf umzusiedeln.

Talpa europaea – ein Leben unter der Erde 

Der Europäische Maulwurf (Talpa europaea) ist der einzige in Europa lebende Vertreter der Familie der Maulwürfe (Talpidae). Er verbringt den Grossteil seines Lebens unter der Erde, wo er mit seinen schaufelartigen Vorderbeinen Tunnelsysteme mit mehreren Kammern anlegt, die sich in einigen Fällen über Areale von bis zu 3000 Quadratmetern erstrecken und sich in eine Richtung bis zu 200 Meter ausdehnen können. Dabei bewegt er nicht selten das Zwanzigfache seines eigenen Körpergewichts – also bis zu zwei Kilogramm Erde – vor sich her. Im Gegensatz zu den meisten anderen Säugern hat sein dichtes Fell übrigens keinen Strich – er kann sich also auch rückwärts ungehindert durch seine Tunnel bewegen.

Auch darüber hinaus ist der Maulwurf optimal an das Leben unter der Erde angepasst. Sein Blut enthält eine wesentlich höhere Konzentration an Hämoglobin als das der meisten anderen Säugetiere, wodurch es in der Lage ist, mehr Sauerstoff zu transportieren. Aufgrund seiner unterirdischen Lebensweise verfügt der Maulwurf jedoch nur über schlecht entwickelte Augen, die unter Hautfalten verborgen sind. Die Redewendung «blind wie ein Maulwurf» enthält also durchaus einen Funken Wahrheit, obwohl der Maulwurf durchaus helle und dunkle Farbtöne unterscheiden kann. Auch seine empfindlichen Gehörgänge sind durch Hautlappen vor eindringender Erde geschützt; den Rüssel kann er beim Graben verschliessen. Beim Graben verlässt er sich auf sein Gehör, seinen Tastsinn und seinen Geruchssinn, um Beute im Erdreich aufzuspüren.

Der europäische Maulwurf (Talpa europaea)

Der europäische Maulwurf (Talpa europaea) 

Erdhaufen des Maulwurfs

Erdhaufen des Maulwurfs 

Verspeisung eines Regenwurms

Verspeisung eines Regenwurms 

Ein Einzelgänger durch und durch – der Maulwurf und sein Territorium 

Bei der Wahl seiner Beute ist der Maulwurf wenig wählerisch: Regenwürmer, Raupen, Schnecken, Spinnen, Werren und selbst Reptilien und kleinere Säuger wie Feldmäuse stehen auf seinem Speiseplan. Wählerisch zu sein, kann er sich auch gar nicht leisten – schliesslich arbeitet sein Stoffwechsel so schnell, dass er binnen eines Tages sein gesamtes Körpergewicht an Nahrung aufnehmen und spätestens alle zehn Stunden fressen muss, um nicht zu verhungern. Pflanzen rührt er jedoch nicht an. Dies macht ihn zu einem äusserst effektiven Schädlingsbekämpfer, der selbst keine Schäden an den geliebten Gartenpflanzen hinterlässt.

In seinem unterirdischen Jagdrevier duldet der Maulwurf keinerlei Eindringlinge – ausserhalb der Paarungszeit nicht einmal andere Maulwürfe. Begegnet er in seinen Gängen beispielsweise Wühlmäusen, vertreibt er diese durch Beissen und Schlagen mit seinen Vorderpfoten. Während der Paarungszeit im Februar bis April weiten die Männchen ihr Revier auf bis zu 6000 Quadratmeter aus, um auf Partnersuche zu gehen. Nach der Paarung ziehen sie wieder von dannen; die Weibchen bleiben sesshaft und versorgen die Jungen alleine.

Mehr als nur Bauschutt – warum der Maulwurf wirklich Hügel anlegt 

Die Tunnelsysteme des Maulwurfs dienen ihm nicht nur als Unterschlupf, sondern auch dazu, Beute aufzuspüren und Vorräte für den Winter anzulegen. Sie bestehen in der Regel aus mehreren Vorratskammern und Nahrungsgängen, die unmittelbar unter der Erdoberfläche liegen, sowie unterirdischen Nestern auf einer Tiefe von 50 bis 80 cm. Gräbt der Maulwurf neue Tunnel, schiebt er die überschüssige Erde zunächst mit seinem Rüssel nach oben und wirft sie schlussendlich in kleinen Haufen an die Oberfläche. Sein Name hat übrigens mit seinem Mundwerk nichts zu tun – vielmehr handelt es sich um eine Abwandlung von «Molte», einem alten deutschen Wort für Erde.

Im Winter errichten Maulwürfe spezielle Winternester, die sogenannten «Burgen», die von Belüftungssystemen umgeben sind und sowohl als Nahrungsspeicher als auch als Unterschlupf für den Winter dienen. Sie sind an der Oberfläche anhand besonders grosser Maulwurfshaufen zu erkennen. In feuchten Regionen gelegentlich auch die Baue selbst oberirdisch – man spricht dann von Sumpfburgen. Im Inneren dieser Burgen häuft der Maulwurf eine grosse Menge Regenwürmer an. Indem er diesen den Kopf abbeisst, hindert er sie daran, aus der Burg zu entkommen – der Wintervorrat für den Maulwurf, der im Winter aktiv bleibt, ist damit grösstenteils gesichert. Dennoch scheut er sich auch nicht davor, bei Bedarf im Winter auf einer Tiefe von bis zu einem Meter oder sogar oberirdisch zu jagen, falls dies nötig ist.

Maulwurf im Erdloch
schaufelförmigen Vorderpfoten des Maulwurfs
Erdhaufen des Maulwurfs im Feld

Mit den schaufelförmigen Vorderpfoten ist der Maulwurf (Talpa europaea) ein effizienter Graber. 

Maulwurfshügel im Garten – was tun? 

Auch die charakteristischen Maulwurfshaufen im Frühjahr und Sommer sind mehr als nur eine Ablage für Bauschutt. Sie stellen für den Maulwurf unverzichtbare Belüftungsöffnungen in seinen Tunneln dar. Im Rahmen seiner Stoffwechselfunktion produziert der Maulwurf erhöhte Mengen Kohlendioxid, die ihn zu ersticken drohen, wenn er nicht für hinreichende Belüftung sorgt. Versuche, den Maulwurf durch Zerstörung seiner Haufen zu vertreiben, sind also wenig sinnvoll und führen nur dazu, dass er andernorts mehr der unansehnlichen Bauten errichtet.

Wer den Maulwurf trotz seines Nutzens als Schädlingsvertilger und Bodenlockerer loswerden will, muss sich also anders zu helfen wissen. Der Maulwurf gilt zwar nicht als bedroht, steht aber unter Naturschutz – ihn zu jagen oder zwangsweise umzusiedeln, ist daher nicht gestattet. Sehr wohl aber kann und darf er mit Lärm und Gerüchen vergrämt werden. Letzteres ist beispielsweise mit einem Sud aus Holunder, Knoblauch oder Lebensbaumnadeln möglich, den man in die Gänge träufelt. Maulwurfskugeln und Geräte, die den Maulwurf mit für Menschen unhörbaren Tönen beschallen, sind ebenfalls im Handel erhältlich. Alternativ kann er auch vertrieben werden, indem man Windräder aufstellt oder einen Holzpflock in einen seiner Hügel schlägt und mehrmals täglich mit einem Hammer darauf herumklopft. Dieser Ton ist für den Maulwurf so unerträglich, dass er binnen kurzer Zeit die Flucht ergreift.


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