Blätter des Neembaums (Azadirachta indica)

Pflanzenschutz mit Neem - Neemöl selber herstellen 

Das aus den Blüten und Fruchtkernen des Neembaums (Azadirachta indica) gewonnene Neemöl wird von vielen Hobby- und Biogärtnern als regelrechtes Wundermittel im Pflanzenschutz gepriesen. Dieser Ruf ist nicht unverdient: Tatsächlich hält der Neembaum durch spezielle Wirkstoffe die meisten Insekten fern – eine Wirkung, die in seinem Öl noch stärker auftritt.

Es steckt jedoch noch weit mehr im Neembaum als nur das bekannte Öl. Insbesondere seine Früchte und Blüten bieten eine Vielzahl weiterer Anwendungs­möglichkeiten. Wie Sie das wertvolle Öl selbst gewinnen und anwenden, seine Wirkungsweise und was die Produkte des Neembaums sonst noch können, verraten wir Ihnen hier!

Der Neembaum (Azadirachta indica) – ein überaus pflegeleichtes Multitalent 

Genau wie die eng mit ihm verwandten Mahagonibäume wird der Neembaum in seiner Heimat in Bangladesch und Ostindien unter anderem als Holzlieferant für Möbel gezüchtet. Wegen seiner breiten, dichten Baumkrone ist er bei den Menschen dort zudem als Schattenspender beliebt, während in Afrika, wo er ebenfalls seit längerer Zeit kultiviert wird, auch seine Früchte verzehrt werden. Seinen weltweiten Erfolg als Zier- und Nutzpflanze hat er jedoch vor allem seinen geringen Standortansprüchen, seinem schnellen Wachstum sowie dem vielfältigen Nutzen seiner Produkte zu verdanken.

So lässt sich neben dem Öl selbst auch der Rückstand, der bei seiner Herstellung entsteht, im Garten verwenden. Als Presskuchen werden die Beiprodukte der Neemöl-Produktion zum Beispiel als Viehfutter oder Düngemittel verwendet. Ebenso kommen in der traditionellen indischen Medizin Sud aus Neemblättern und andere Pflanzenteile zum Einsatz, um unter anderem Fieber, Bluthochdruck, Verdauungs­probleme und bakterielle Infekte zu bekämpfen. Als Lebensmittel dürfen die Blätter jedoch in der Schweiz und den meisten EU-Ländern nicht verkauft werden – einige ihrer Inhaltsstoffe sind nämlich in grossen Mengen giftig für den Menschen.

Junge Neembaum-Pflanze

Junge Neembaum-Pflanze 

Grosser Neembaum (Azadirachta indica)

Grosser Neembaum (Azadirachta indica) 

Früchte des Neembaums

Früchte des Neembaums 

Verträglich für Pflanzen, giftig für Schädlinge – so wirkt das Öl des Neembaums 

Seine wichtigste Eigenschaft als natürlicher Pflanzenschutz verdankt der Neembaum den Stoffen Azadirachtin und Meliantriol sowie Bitterstoffen wie Salannin, Nimbin und Nimbidin. Während Letztere Frassschädlingen wie Läusen, Milben, Raupen und Käfern lediglich mit ihrem bitteren Geschmack und Geruch fernhalten, reduziert Meliantriol den Appetit der ungebetenen Gäste.

Schlussendlich ist es jedoch das in seinen Kernen und Blüten enthaltene Azadirachtin, das Schädlingen den Garaus macht. Dieses stoppt die Chitin-Synthese, sobald es in den Stoffwechsel­kreislauf eines Insekts gelangt – die Tiere können also ihr Exoskelett nicht vollständig ausbilden. Indes erreichen Larven und Puppen durch die wachstums­hemmende Wirkung nicht ihr nächstes Wachstums­stadium und sterben bereits nach weniger als einer Woche ab.

Neemöl selber herstellen – von unkompliziert bis professionell 

Um Neemöl zu Hause herzustellen, werden die Blüten und Früchte des Neembaums benötigt, die in der Regel zwischen Januar und April geerntet werden können. Bei den Früchten muss zunächst das Fruchtfleisch entfernt werden, da sich in den Kernen die grösste Konzentration ätherischer Öle befindet. Anschliessend müssen die Kerne aufgebrochen werden, bevor sie in einem der drei folgenden Verfahren weiter­verarbeitet werden können:

1) Wasserextraktion 

Die Wasserextraktion stellt die simpelste und kosten­günstigste Methode zur Neemöl-Produktion dar. Gemahlene Neemkerne werden dabei in Wasser gegeben und geben die enthaltenen Öle an dieses ab, sodass das Extrakt zum Schluss nur noch gefiltert werden muss. Zwar ist das entstehende Öl nicht von so hoher Qualität wie bei anderen Verfahren – für die meisten Anwendungs­zwecke im privaten Bereich reicht es aber aus.

2) Extraktion mit Hexan und Alkohol 

Hochwertigeres Neemöl lässt sich herstellen, indem anstelle von Wasser Hexan und Alkohol zur Extraktion verwendet werden. Geben Sie die Kerne zunächst in Hexan, um das Öl freizusetzen – die Hexan-Rückstände lassen sich anschliessend mit einem geeigneten Lösungsmittel entfernen. Danach erfolgt eine weitere Extraktion mit hochprozentigem Alkohol, um Inhaltsstoffe zu extrahieren, die sich nicht in Hexan lösen.

3) Kaltpressung Neemkerne 

Die qualitativ besten Ergebnisse erhalten Sie, indem Sie die Neemkerne schonend kalt pressen. Das dabei entstehende Neemöl zeichnet sich durch seine hellgelbe Färbung und den weniger intensiven Geruch aus. Haben Sie bei der Kaltpressung alles richtig gemacht, ist das Öl zudem frei von Verunreinigungen durch Kernreste oder Fremdstoffe.

Samen des Neembaums (Azadirachta indica)
Keimlinge aus Neembaumsamen
Neembaumöl

Neembaumöl kann selbst hergestellt werden. Dazu gibt es verschiedene Verfahren, wie aus den Kernen des Neembaums das Öl gewonnen werden kann. 

Aufbewahrung und Anwendung 

Nach der Herstellung sollte das Extrakt in ein luftdichtes Behältnis abgefüllt und kühl und vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt aufbewahrt werden, damit es sich länger hält. Im Garten wird es in der Regel nur stark verdünnt angewandt. Bereits ein paar Milliliter reines Öl ergeben gemeinsam mit einem Liter Wasser ein natürliches, ökologisch verträgliches und wirksames Mittel zur Schädlingsbekämpfung. Die genaue Dosierung hängt jedoch von der Stärke des Schädlingsbefalls ab – wenden Sie Neemöl vorbeugend an, kann es also auch in geringerer Konzentration eingesetzt werden.

Da die Mehrheit der Schädlinge tagsüber aktiv ist, sollten befallene Pflanzen bestenfalls vor Sonnenaufgang mit einem ausreichend verdünnten Neemöl-Präparat behandelt werden. Zu beachten ist dabei auch, dass Schädlinge nicht sofort absterben – es kann also einige Tage und mehrere Anwendungen dauern, bis eine Pflanze wieder schädlingsfrei ist. Bei Regen oder starkem Sonnenschein sollte hingegen kein Neemöl eingesetzt werden. In ersterem Falle würde das Öl sofort abgewaschen werden, während bei Hitze und Sonnenschein das Risiko für Verbrennungen durch die Behandlung steigt. Greifen Sie in solchen Fällen besser auf andere Mittel zurück, um Ihre Pflanzen zu schützen.

Passende Produkte rund um Neem 

In Kürze erklärt: So züchten Sie Ihren eigenen Neembaum! 

Aufgrund ihres dekorativen Aussehens sind die immergrünen Neembäume auch in unseren Breitengraden inzwischen vermehrt als Kübelpflanzen zu finden. Wer selbst einen Neembaum züchten will, findet im gut sortierten Gartenbedarf passende Neemsamen und kann diese ganzjährig pflanzen. Der resultierende Neembaum wird zwar nicht so gross wie die frei wachsenden Artgenossen, lässt sich dafür aber sehr viel einfacher pflegen und überwintern.

Um eine reibungslose Keimung zu fördern, sollten Neemsamen zunächst von ihrer Schale befreit werden und danach für mindestens 12 Stunden in Wasser quellen. Pflanzen Sie die Samen anschliessend etwa 1 bis 5 cm tief in geeigneter Anzuchterde ein und halten Sie diese mit Regenwasser feucht. Während dieser Phase bevorzugt der Neemsamen Temperaturen zwischen 25 und 35°C, bei denen er innerhalb von drei Wochen auskeimt. Sobald oberirdische Keime zu sehen sind, sollten die Pflänzchen in einen Kübel mit sandiger, durchlässiger Kübelpflanzenerde und an einen hellen, aber geschützten Standort umziehen.

Am besten entwickelt sich die Pflanze in ihrer Wachstumsphase, wenn die Erde im Kübel feucht bleibt und von April bis September wöchentlich gedüngt wird. Ferner sollte sie alle drei Jahre in einen grösseren Kübel umgetopft werden, um weiterhin genug Platz zu haben. Da Neembäume nicht frostresistent sind und Kälte nur schlecht vertragen, sollten Sie sie über den Winter im Haus oder beheizten Wintergarten bei Temperaturen zwischen 10 und 15°C halten.

teaser_pflanzendoktor_min.jpg

Meine Pflanze ist krank 

Unser Pflanzendoktor hilft Ihnen Schritt für Schritt weiter. Finden Sie wertvolle Infor­mationen über uner­wünschten Gäste und wie Sie diese erfolg­reich bekämpfen können.


Gartenblog