Resistente Gemüsesorten – Möglichkeiten und Grenzen

Resistenz, Widerstandsfähigkeit, Toleranz – Versuch einer Begriffsklärung
Schaut man sich Samentütchen und Gemüsesortenlisten an, so findet man immer wieder Hinweise auf Resistenzen gegenüber bestimmten Schaderregern oder auch Formulierungen, welche eine bestimmte Sorte als robust, tolerant oder besonders widerstandsfähig beschreiben.
Leider werden die genannten Begriffe, mit denen beschrieben wird, wie eine bestimmte Sorte auf einen Befall mit Krankheitserregern oder Schädlingen reagiert, häufig nicht einheitlich und klar verwendet.
In der Broschüre “Gemüsesorten für den Freizeitgärtner” der Bayerischen Gartenakademie aus dem Jahr 2017 ist folgende Definition zu finden, die am ehesten mit den Angaben auf den Samentüten übereinstimmt und für Laien verständlich ist:
Abwehrkraft gegenüber Krankheiten und Schädlingen
“Widerstandsfähige Sorten besitzen keine genetische Resistenz oder Toleranz, es kommt aber dennoch zu einem geringeren Krankheitsbefall als bei Vergleichssorten. Sie haben z.B. ein festeres und härteres Pflanzengewebe, das ein Eindringen der Schaderreger in die Pflanze erschwert.
Tolerante Sorten sind nicht vollständig immun gegen eine bestimmte Schädigung, aber die Schadensausprägung bleibt in der Regel gering, häufig unter der Schadschwelle.
Resistente Sorten sind immun gegen die entsprechende Schaderregerinfektion, d.h. ein Befall bleibt in hohem Masse begrenzt. Weder das Wachstum noch der Ertrag werden auffällig beeinträchtigt.” (Quelle: Bayerische Gartenakademie, 2017)



Welche Gemüsesorten sind für den Anbau im Garten geeignet?
Da es nicht die optimale Sorte gibt, muss jeder aus dem vielfältigen Angebot des Samenhandels auswählen. Oftmals werden vor allem alte Sorten als besonders widerstandsfähig angesehen. In der Realität können aber auch viele dieser historischen Sorten durchaus Probleme mit Krankheits- und Schädlingsbefall bekommen.
Welche Salat-, Buschbohnen- oder Tomatensorte unter den heimischen Anbaubedingungen überzeugt, lässt sich oft erst nach einigen Jahren des Anbaus im eigenen Garten feststellen.
So trat beispielsweise in den trockenen Sommern 2018, 2019 und 2020 die Kraut- und Braunfäule an Tomate nur selten auf, so dass für diese Jahre nicht ausreichend beurteilt werden kann, wie hoch die Widerstandsfähigkeit der jeweiligen Sorte gegenüber der Krankheit wirklich ist. In anderen Jahren mit hohem Befallsdruck hingegen waren die Ausfälle durch den Schadpilz an Tomate und auch an Kartoffel erheblich.
Anders verhielt es sich in den letzten Jahren bei blattlausresistenten Salatsorten. Sie zeigten im Garten des Autors gerade einen z.T. starken Blattlausbefall. Allerdings war es nicht die Grüne Salatblattlaus, welche die Schäden verursachte, sondern die braun bis schwarz gefärbte Braune Gänsedistellaus. Die Erklärung ist einfach: Die Blattlausresistenz einiger Salatsorten bezieht sich ausschliesslich auf die Grüne Salatblattlaus, die in den letzten beiden Jahren keine Rolle spielte.
Resistenzen gelten sehr speziell für einen bestimmten Schaderreger und manchmal auch nur für bestimmte Rassen des Schaderregers, wie das Beispiel der Resistenz von Salatsorten gegenüber dem Falschen Mehltau zeigt.
Fazit
Gemüsesorten mit einer echten Resistenz bzw. einer nachgewiesen hohen Widerstandsfähigkeit gegenüber einem Krankheitserreger oder Schädling sind eine grosse Hilfe. Die Lösung aller Pflanzenschutzprobleme sind Resistenzen allerdings nicht, sondern nur ein Beitrag im Rahmen des integrierten Pflanzenschutzes.
Beispiele für Widerstandsfähigkeiten/Resistenzen bei einigen Gemüsearten können der nachfolgenden Tabelle entnommen werden.
Kultur | Schaderreger | Sortenbeispiele |
---|---|---|
Kopfsalat | Falscher Mehltau | 'Leny', 'Estelle', 'Ovation', 'Ultra', 'Barcelona' |
Kopfsalat | Grüne Salatblattlaus | 'Leny', 'Estelle', 'Barcelona', 'Dynamite' |
Spinat | Falscher Mehltau | 'BalletF1', 'Spina' |
Gurke | Echter Mehltau | 'BurpeeHybrid II', 'EuphyaF1', 'PicolinoF1', 'HopelineF1' |
Zucchetti | Echter Mehltau, Viruskrankheiten | 'SoleilF1', 'Sophia' |
Tomate | Kraut- und Braunfäule | 'PhantasiaF1', 'PhilovitaF1', 'Primabella', 'Primavera', 'FerlineF1', 'Legend', 'OhHappy Day' |
Rosenkohl | Kohlhernie | 'CrispusF1' |
Der Saemereien.ch-Pflanzenschutzexperte
Christoph Hoyer ist gelernter Gemüsegärtner und hat nach dem Studium der Gartenbauwissenschaften an der Universität Hannover, einige Jahre als Fachschullehrer und wissenschaftlicher Versuchsleiter im Gemüsebau gearbeitet. Danach war er fast dreissig Jahre als Dezernent beim hessischen Pflanzenschutzdienst für den Nützlingseinsatz im biologischen Pflanzenschutz, Erwachsenenfortbildung für Gärtner aller Fachrichtungen, sowie den Aufbau einer Online-Informationsplattform rund um den Pflanzenschutz im Garten und im öffentlichen Grün tätig. Heute ist Christoph Hoyer für Saemereien.ch als Experte rund um Fragen zu biologischem Pflanzenschutz, der Bekämpfung von Schädlingen und dem Einsatz von Nützlingen tätig.

Christoph Hoyer