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Sexual­lock­stoffe oder Sexual­phero­mone helfen beim Pflanzen­schutz 

Pheromone und Sexuallockstoffe werden im Bereich des Pflanzenschutzes genutzt, um Schädlinge anzulocken und deren Vermehrung einzudämmen. Wie das genau funktioniert, erfahren Sie in diesem Artikel.

Eine Reihe von Insekten kommuni­zieren mitei­nander über so genannte Pheromone. Mit Hilfe solcher Duft­stoffe informieren z.B. Borken­käfer ihre Artgenossen über günstige Futter- und Brutplätze. Honig­bienen geben bei Gefahr so genannte Alarm­pheromone ab und die Spur­pheromone der Ameisen dienen als chemische Wegweiser ins richtige Ameisen­nest.

Eine besondere Bedeutung haben Sexual­lock­stoffe erlangt, mit deren Hilfe die Weibchen über grössere Entfer­nung potentielle Paarungs­partner anlocken und in einigen Fällen auch sexuell stimu­lieren. Bekannt sind diese Substanzen z. B. beim häufig auftre­tenden Schädlingen wie dem Apfel- und Pflaumen­wickler, dem Trauben­wickler, der Kastanien­minier­motte oder der Lauch­motte. Die Funktions­weise und Zusammen­setzung von Sexual­pheromonen wurden schon vor gut 60 Jahren erstmalig am Beispiel des Seiden­spinners erforscht. Inzwischen sind Sexual­pheromone bei vielen verschie­denen Insekten­arten nachge­wiesen.

Nachdem es gelungen war, diese Stoffe chemisch zu analysieren, konnte man diese Substanzen synthetisch herzu­stellen, um sie im Rahmen von Pflanzen­schutz­massnahmen zu nutzen.

Sexual­lock­stoff­fallen für den Garten 

Am bekann­testen ist sicherlich die Apfel­wickler­falle, die es schon seit Jahr­zehnten zu kaufen gibt. Sie besteht aus einem dachför­migen Fallen­körper aus stabiler Kunst­stoff­folie, einem Leim­boden und dem Dispenser mit dem Sexual­pheromon. Die freige­gebenen künst­lichen Duft­stoffe aus dem Dispenser locken begattungs­willige Falter­männchen an. Sie täuschen den Apfel­wicklern die Anwesen­heit eines oder mehrerer Weibchens vor. Wenn sie dann den Dispenser in dem Fallen­körper anfliegen, bleiben sie auf dem beleimten Fallen­boden kleben.

Diese Fallen wurden entwickelt, um mit ihrer Hilfe die Flugakti­vität der Falter­männchen überwachen zu können. So lassen sich z.B. Bekämpfungs­mass­nahmen gegen den Apfel­wickler mit dem Präparat Madex® besser terminieren. Zur direkten Bekämpfung sind diese aller­dings nicht geeignet, da sie nicht in der Lage sind, alle Männchen abzufangen, bevor diese ein Weibchen begattet haben. Auch mit allen anderen Lock­stoff­fallen ist keine Bekämpfung zu erreichen.

Schaden vom Apfelwickler

Schaden vom Apfelwickler 

Larve vom Apfelwickler

Larve vom Apfelwickler 

Schadbild Apfelwickler am Apfel

Schadbild Apfelwickler am Apfel 

Apfelwicklerfrass an Birne

Apfelwicklerfrass an Birne 

Sexual­pheromone im profes­sionel­len Obst- und Weinbau 

In Obst­plantaghen und Wein­bergen werden Sexual­pheromone zusätz­lich zur Über­wachung des Falter­fluges erfolg­reich eingesetzt, um Apfel­wickler, Trauben­wickler und andere Schädlinge an der Vermehrung zu hindern.

Bei diesem Verfahren werden in den Baum- oder Rebstock­reihen in regel­mässigen Abständen Dispenser aufgehängt. Diese mit Pheromon gefüllten Kunst­stoff­kapseln geben über mehrere Wochen den speziellen Sexuall­ockstoff an die Luft ab, so dass die gesamte Obstanlage gleich­mässig vom „Duft“ der Falter­weibchen über­schwemmt ist.

Die männlichen Falter werden hierdurch so verwirrt, dass sie die Orientierung verlieren und keinen Sexual­partner mehr finden. Aus diesem Grund wird dieses Verfahren auch als Konfu­sions- oder Verwirrungs­methode bezeichnet. Voraus­setzung für eine ausrei­chende Wirksam­keit sind aller­dings grosse, geschlos­sene Flächen von mindestens 10.000 m2 im Obstau und 30.000 m2 im Weinbau, wie sie in Plantagen und Weinbergen üblich sind. Ausserdem funktioniert dieses Verfahren beispiels­weise gegen den Apfel­wickler nur bei geringem Befalls­druck von weniger als 1% befallener Früchte, wie er in Hausgärten und Klein­garten­anlagen normaler­weise nicht zu erwarten ist. Hier sind 50% und mehr befallene Früchte keine Selten­heit.
Auf diesem Hinter­grund macht es daher auch keinen Sinn, mehrere Fallen pro Baum aufzuhänge

Schadbild Befall mit Pflaumenwickler

Schadbild Befall mit Pflaumenwickler 

Schadbild Befall mit Pflaumenwickler

Schadbild Befall mit Pflaumenwickler 

Unreife, befallene Zwetschge

Unreife, befallene Zwetschge 

Larve des Pfirsich­wicklers

Larve des Pfirsich­wicklers 

Pheromon­fallen für Haus und Garten 

Zum Fangen folgender Schädlinge sind aktuell Pheromon­fallen verfügbar:

Im profes­sionellen Obst-, Wein – und Gartenbau sind zur Überwachung des Falter­fluges auch Pheromon­fallen für Trauben­wickler, Lauchmotte, Kastanienminiermotte, Apfelschalenwickler, Gemüseeule und eine Reihe weiterer Schädlinge im Einsatz.

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Meine Pflanze ist krank 

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Christoph Hoyer

Dieser Text wurde von unserem Pflanzen­schutz­experten Christoph Hoyer verfasst.

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