Gemüsegarten

Schaderreger im Garten mit Bakterien, Viren und Pilzen bekämpfen 

Ein Krankheitsbefall oder ein lästiger Schädling bei der Obst- oder Gemüsekultur kann auch im Biogarten auftreten. Hilfe kann je nach dem der Einsatz von bakteriellen Präparaten, Viren oder Pilzen bringen. Was die Möglichkeiten sind und welche Microorganismen wo eingesetzt werden, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Auch Bio­gärtner­innen und Bio­gärtner können nicht ganz darauf verzichten ihre Pflanzen vor Schäd­lingen und Krank­heitser­regern zu schützen, wenn sie Obst und Gemüse in ihrem Garten ernten wollen. Wenn trotz optimaler Kultur­bedin­gungen Blatt­läuse die Paprika­pflanzen befallen, Kartoffel­käfer und ihre Larven über das Kartoffel­kraut herfallen oder die Larven des Apfel­wickler regel­mässig einen Grossteil der Früchte zerfressen, suchen Gärtne­rinnen und Gärtner nach Möglich­keiten, diese Schädlinge biologisch und möglichst umweltver­träglich zu bekämpfen.

Neben Wirkstoffen wie Kali­seife, Kupfer­hydroxid und Kupfer­oxychlorid oder Azadi­rachtin A, das aus den Kernen des Neem­baumes gewonnen wird, finden auch Bakterien, Viren und Pilze Verwendung im Biolo­gischen Pflanzen­schutz. Voraus­setzung für ihren Einsatz in einem handels­üblichen Produkt, ist die Zulassung als Pflanzen­schutzmittel durch das Bundesamt für Lebens­mittel­sicherheit und Veterinär­wesen (BVL). Diese Behörde prüft, ob die Präparate ausreichend wirksam sind und keine schädigenden Auswirkungen auf Natur, Umwelt und Mensch haben.

Mit Viren Schädlinge bekämpfen 

Bei Viren denken viele Menschen zualler­erst an human­pathogene Krankheits­erreger, wie Corona, Grippe oder Röteln. Aber nicht nur Menschen leiden an Virus­erkrankungen, auch Insekten, Milben und Pflanzen werden von verschie­densten Viren infiziert.

Im Pflanzen­schutz hat sich vor allem das Apfel­wickler­granulose­virus zur Bekämpfung des Apfel­wicklers durch­gesetzt. Dieses Virus kommt in der Natur vor. Die Vermehrung der Viren erfolgt durch spezia­lisierte Firmen, die das Virus in eigenen Apfelwickler­zuchten gewinnen und anschlies­send isolieren. Die so produzierten Granulose­viren werden dann z.B. zur Herstellung des Präparates Madex 4 genutzt.

Bisher gibt es nur sehr wenige Anwendungs­möglich­keiten für den Einsatz von Viren im biolo­gischen Pflanzen­schutz. Es wird aber weltweit dazu geforscht.

Apfel am Baum

Das Apfel­wickler­granulose­virus wird gegen den Apfelwickler eingesetzt. 

Kartoffelpflanzen

Kartoffelpflanzen werden gerne vom Kartoffelkäfer befallen. 

Gelbe Zucchettis

Die Zucchetti leidet oft unter dem Befall des Echten Mehltaus. 

Bakterien als natürliche Gegen­spieler von Schädlingen 

Das Bakterium Bacillus thurin­giensis wird schon seit Jahr­zehnten im Pflanzen­schutz eingesetzt. Anfänglich fand es ausschliess­lich Verwendung zur Bekämpfung von bestimmten Schmetter­lingslarven, wie dem Kohl­weissling oder dem Frost­spanner. Inzwischen sind in der Schweiz insgesamt vier verschiedene Stämme dieses Bakteriums als Pflanzen­schutz­mittel zugelassen, mit denen sich neben Schmetter­lings­raupen auch Kartoffel­käfer und Trauer­mücken bekämpfung lassen.

Im Garten ist das Präparat Delfin gegen Buchsbaum­zünsler, Frostspanner, Trauben­wickler und auch gegen die wichtigsten Schadraupen an Kohl einsetzbar.

Ein weiteres bakterielles Präparat ist Amylo-X, das gegen Graufäule an verschiedenen Beeren­obstarten, Tomate, Aubergine und Gemüse­paprika sowie gegen Falschen Mehltau und Sclerotinia-Fäule an Salaten wirkt.

Parasitäre Pilze im Pflanzen­schutz 

Auch verschiedene Pilze werden erfolgreich in Landwirt­schaft und Gartenbau gegen Schad­insekten und pflanzen­schädigende Pilze, wie den Echten Mehltau eingesetzt.

Für die Verwendung im Garten gibt es Beaupro gegen Maikäfer­engerlinge und Beaupro gegen Junikäfer- und Garten­laub­käfer­engerlinge.

Im profes­sionellen Obstbau kann Kernobst mit dem Pilz Aure­obasidium pullulans vor Feuer­brand­befall geschützt werden und im Erwerbs­gemüse­bau kommt ein Pflanzen­schutz­mittel, das den Pilz Beaveria bassiana enthält, zum Einsatz gegen Thripse, Weisse Fliegen und Spinnmilben.

Graufäule an der Himbeere
Echter Mehltau am Auberginenblatt
Larve des Maikäfers

Je nach Befall oder Schädling kommen unterschiedliche Behandlungen in Frage. Bakterielle Präparate gibt es Graufäule (hier als Beispiel das Schabild an der Himbeere), gegen den Echten Mehltau. Auch gegen Engerlinge gibt es Präparate auf Pilzbasis. 

Fazit zu Mikro­organismen im Pflanzen­schutz 

Auch wenn die Möglich­keiten des biolo­gischen Planzen­schutzes mit Mikro­organismen noch sehr begrenzt sind, können die genannten Präparate Lösungen für einzelne Pflanzen­schutz­probleme bieten. Im Zusammen­spiel mit einem gezielten Nützlings­einsatz (Raubmilben, Flor­fliegen­larven, Marienkäfer etc.) und der Verwendung von Pflanzen­schutz­mitteln auf Basis von Pflanzen­inhalts­stoffen (Neem, Rapsöl, Fenchelöl, Fettsäuren) und Mineralien (Schwefel, Kupfer, Calcium­carbonat) sind sie ein wichtiger Beitrag im biolo­gischen Pflanzen­schutz­management.

In Zukunft werden mit Sicherheit weitere Möglich­keiten umwelt­freund­licher Pflanzen­schut­zmassnahmen hinzu­kommen, da in verschie­densten Bereichen der Biowissen­schaften weltweit zu Fragen der Schädlings- und Krankheits­bekämpfung bei Mensch, Tier und Pflanze geforscht wird.

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Christoph Hoyer

Dieser Text wurde von unserem Pflanzen­schutz­experten Christoph Hoyer verfasst.

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