NÜTZLINGE BREMSEN DIE BLATTLAUSVERMEHRUNG IM JUNI
Blattlauskolonien können sich sehr schnell bilden und befallen Anfang Juni häufig junge Triebe von verschiedenen Obst- und Ziergehölzen. Für eine Behandlung der betroffenen Pflanzen resp. um die Blattläuse zu bekämpfen, können natürliche Gegenspieler (Nützlinge) eingesetzt werden.
An Obst- und Ziergehölzen kann man Anfang Juni häufig eine starke Vermehrung der Blattläuse feststellen. So zeigen Süss- und Sauerkirschen in dieser Zeit oftmals starke Verkrüppelungen der jungen Triebspitzen. Auch an Apfel, Johannisbeere oder an Rosen und dem Bauernjasmin, der auch Zimtröseli, Falscher Jasmin oder Duftjasmin genannt wird, entwickeln sich an den einjährigen Trieben häufig grosse Kolonien von schwarzen oder grünen Blattläusen.
Bevor man vorschnell zur Pflanzenschutzspritze greift, um die Blattläuse zu bekämpfen, sollte man bedenken, dass sich im Juni schon viele natürliche Gegenspieler der Blattläuse eingefunden haben, die diese Blattlauskolonien oftmals innerhalb weniger Tage auffressen. Ausserdem vertragen die meisten Gehölze einen Blattlausbefall recht gut. Nur bei jungen Bäumen, die sich noch in der Phase des Kronenaufbaus befinden, kann es sinnvoll sein, einen beginnenden Blattlausbefall mit einem passenden Präparat zu bekämpfen. Im Juni ist es allerdings in der Regel schon zu spät für solche Massnahmen, da die Schäden in Form von Triebdeformationen bereits im April und Mai entstanden sind und Spritzungen den entstandenen Schaden nicht mehr beseitigen können.
Schadbilder an den Triben von Apfel- und Kirschbäumen
Blattlausgegenspieler im Garten
Im Garten sind in erster Linie Marienkäfer, Blattlauswespen, Räuberische Gallmücken, Schwebfliegen und Florfliegen als Blattlausvertilger aktiv. Diese Tiere können unter günstigen Entwicklungsbedingungen innerhalb kurzer Zeit grosse Blattlauskolonien dezimieren und so für einen schnellen Zusammenbruch der Blattlauspopulation sorgen.
Marienkäfer
Es gibt mehrere Marienkäferarten, die sich u.a. auch von Blattläusen ernähren. Der Siebenpunkt-, sowie der Zweipunkt-Marienkäfer und seit vielen Jahren auch der nach Europa eingeschleppte Asiatische Marienkäfer, von dem sehr verschiedene Farbvarianten vorkommen. Neben diesen dreien gibt es noch eine Reihe weiterer Arten, die aber deutlich seltener auftreten.
Alle Marienkäfer sind sowohl als Larve und als Käfer räuberisch aktiv. Nach abgeschlossener Larvenentwicklung verpuppen sich die Tiere und verwandeln sich von der Larve zum Vollinsekt, dem eigentlichen Käfer.
Die drei genannten Arten fressen nicht nur Blattläuse, sondern, je nach Nahrungsangebot, auch andere Tiere. Vor allem der Asiatische Marienkäfer ist nicht wählerisch bei der Wahl seiner Beute, zu der auch Larven der eigenen Art gehören.
In unserem Gartenblog finden Sie ausserdem weitere Informationenen über das Leben, die Bedeutung und Förderung von Marienkäfern.
Marienkäferlarve und Marienkäfer beim Fressen von Blattläusen
Adulter Marienkäfer beim Verzehr von Blattläusen
Schwebfliegen
Die erwachsenen Tiere finden sich vor allem auf Blüten, da sie sich ausschliesslich vegetarisch von Pollen, Nektar und Honigtau ernähren. Ihre Larven aber sind als reine Fleischfresser sehr effektive Blattlausvernichter. Als Blattlausgegenspieler gelten vor allem folgende Arten: Hainschwebfliege, Stifschwebfliege und die Grosse und Kleine Schwebfliege.
Man findet die madenartigen Larven meist direkt in den Blattlauskolonien. Genau dorthin legen die Fliegen auch ihre Eier ab.
Schwebfliegenlarve bei Blattlauskolonie
Adulte Schwebfliege
Adulte Schwebfliege
Blattlauswespen
Diese winzigen Insekten werden oft auch als Blattlausschlupfwespen bezeichnet. Man erkennt, die Aktivität dieser Parasitoide an den kugelig vergrösserten meist braun gefärbten Blattlausmumien.
Räuberische Gallmücken
Die erwachsenen, filigranen Gallmücken sind nachtaktiv. Sie zu finden ist fast unmöglich. Ihre auffällig rot gefärbten Larven kann man allerdings mit etwas Glück und einer Lupe in Blattlauskolonien finden. Neben der blattlausfressenden Art Aphidoletes aphidimyza gibt es auch eine Gallmückenart, die sich auf Spinnmilben spezialisiert hat.
Florfliegen
Die Larven der Florfliege, die auch als Blattlauslöwe bezeichnet wird, sind gefrässige Räuber, die allerdings nicht nur Blattläuse vertilgen, sondern alles, was sie überwältigen können. Auch die eigenen Artgenossen sind vor ihnen nicht sicher.
Die Larven der Florfliege, die auch als Blattlauslöwe bezeichnet wird, sind gefrässige Räuber, die allerdings nicht nur Blattläuse vertilgen, sondern alles, was sie überwältigen können. Auch die eigenen Artgenossen sind vor ihnen nicht sicher.
Weitere Blattlausvertilger
Die beliebten Ohrenkneifer oder Ohrwürmer gelten als wichtige Blattlausräuber. Sie fressen allerdings nicht nur Blattläuse und Blattsauger, sondern auch weiche Pflanzenteile und Aas. Ob sie tatsächlich Schäden an Früchten verursachen, oder nur an bereits durch Wespen geschädigten Früchten naschen, ist umstritten.
Ausserdem zählen noch verschiedene Raubwanzen und Weichkäfer zu den Blattlausräubern.
Dieser Text wurde von unserem Pflanzenschutzexperten Christoph Hoyer verfasst.