Weissstörche auf Feld

Störche in der Schweiz – Arten, Verhalten und Überwinterung 

Störche aus der Ordnung der Schreitvögel zählen mit einer Flügel­spann­weite von etwa zwei Metern zu den grössten Vögeln Europas. In der Schweiz kommt von den beiden europäischen Arten jedoch nur der Weissstorch nachweislich vor. Jedes Jahr im Spätsommer ist zu beobachten, wie Tausende der Vögel gen Süden ziehen, wo sie den Winter verbringen.

Leider wird dieses Natur­spektakel in Zukunft womöglich immer seltener stattfinden. Globale Erwärmung und die Gefahren entlang der wichtigsten Routen für den Vogelzug sorgen dafür, dass viele Vögel auf der Strecke bleiben oder in warmen Wintern nicht den ganzen Weg zurücklegen. Alles Wissenswerte über den Storch und darüber, wie Sie ihn unterstützen können, erfahren Sie hier.

Aussehen des Weistorchs 

Der Weissstorch erreicht ausgewachsen eine Länge von bis zu 120 cm, eine Flügelspannweite von bis zu 220 cm und ein Gewicht von bis zu 4.5 kg und wird bis zu 35 Jahre alt. Damit ist er rund 10% grösser und 1 bis 1.5 kg schwerer als sein nächster europäischer Artverwandter, der Schwarzstorch, der vor allem in Osteuropa brütet. Unter den insgesamt 19 Storchenarten, die in Eurasien, Afrika, Australien und Südamerika vorkommen, liegen die europäischen Arten damit genau im Mittelfeld.

Für den Weisstorch sind ein weisses Federkleid mit schwarzen Schwung­federn, rote Beine und der lange, rote Schnabel charakte­ristisch, der zum Fang von Kleintieren wie Insekten, Froschlurchen und Nagern sowie zum Klappern benutzt wird. Letzteres stellt für den wenig stimmbegabten Weissstorch die primäre Form der Kommunikation dar und dient neben der Balz und der Begrüssung von Partnern auch zur Abschreckung von Rivalen.

Weissstorch im Gras

Ein Weissstorch im Gras 

Storch im Flug

Storch im Flug 

Rote Füsse des Storchs

Rote Füsse des Storchs 

Nesttreu, aber nicht partnertreu – Nistverhalten des Weissstorchs 

In der Schweiz sind Weissstörche vor allem im Norden entlang der Aare, der Reuss und der Thur sowie am Bodensee, am Greifensee und am Obersee anzutreffen. Insgesamt zählte die Gesellschaft Storch Schweiz in ihrer letzten Zählung 887 Horstpaare. Allgemein bevorzugt der Weissstorch Lebensräume in der Nähe von Gewässern oder Mooren, in denen er reichlich Beute findet. Seine Nester baut er bevorzugt an hoch gelegenen Orten wie auf Pfählen, Masten oder hohen Gebäuden und kehrt jedes Jahr zur Brutzeit in dasselbe Nest zurück, was manchmal zu Kämpfen mit Konkurrenten führt, die dieses für sich beanspruchen wollen.

In der Regel brüten Störche unmittelbar nach der Rückkehr ins heimische Nest. Im Februar oder März legen die Weibchen drei bis fünf Eier an aufeinander­folgenden Tagen und brüten diese gemeinsam mit dem Balzpartner etwa einen Monat lang aus. Die Nestlinge schlüpfen meistens zeitversetzt, sodass sie in den ersten Wochen unter­schiedlich gross sind. Sie wiegen unmittelbar nach dem Schlüpfen rund 70 Gramm und nehmen in der Folgezeit 60 Gramm pro Tag zu, bis sie nach rund zwei Monaten flügge sind und allmählich unabhängig werden. Dennoch kehren die Jungvögel auch nach dem Ausfliegen weiterhin in den Horst der Eltern zurück, um dort zu übernachten.

Storchenfamilie auf dem Storchennest

Storchenfamilie auf dem Storchennest 

Weissstorch mit einem Jungtier

Weissstorch mit einem Jungtier 

Jungtierfütterung beim Storch

Jungtierfütterung beim Storch 

Vogelzug im Winter – eine Reise mit Umwegen 

Im August beginnen die in Europa beheimateten Störche ihren Flug nach Afrika, wo sie überwintern. Jungvögel brechen dabei im Normalfall etwas früher auf als ausgewachsene Tiere und verbringen die nächsten zwei bis vier Jahre in Afrika, bis sie die Brutreife erreichen. Den Grossteil ihrer bis zu 50.000 km langen Reise legen sie im Segelflug zurück, indem sie sich von warmen Aufwinden tragen lassen. Sie überfliegen daher nicht das Mittelmeer, sondern nehmen eine von zwei Routen, die über Land führen:

Die sogenannte Westroute führt über Frankreich und Spanien, bevor die Störche die Meerenge zu Gibraltar überqueren und sich in der Sahelzone für den Winter niederlassen. Unter den Störchen Europas ist dies jedoch die weniger populäre Route – nur rund ein Viertel der Vögel nimmt diesen Weg.

Wesentlich beliebter ist die Ostroute über Kleinasien, Syrien, Israel und Ägypten, die im Südosten von Afrika endet. Die Ankunft der Zugvögel geht dort mit dem Beginn der Regenzeit einher, weshalb Weissstörche von den Einheimischen auch als «Regenvögel» bezeichnet werden.

Immer mehr Überwinterer in der Schweiz und an Zwischen­stationen 

In jüngster Vergangenheit kam es jedoch immer wieder vor, dass der Vogelzug bei einzelnen Exemplaren ganz ausblieb oder schon an einer Zwischen­station endete. So zeigte die Winterzählung 2023 der Gesellschaft Storch Schweiz, dass 652 der erwachsenen Störche in der Heimat verblieben sind. Ein wichtiger Grund dafür besteht in der globalen Erwärmung. Da Fröste im Winter seltener werden, können die Vögel auch in der kalten Jahreszeit Nahrung finden. Ebenso lassen sich wegziehende Störche oftmals bereits in Spanien oder Israel für den Winter nieder, wo ihnen Müllkippen und ganzjährig aktive Beutetiere Nahrungs­quellen bieten.

Dennoch bleiben gerade unter den Jungvögeln viele Exemplare auf der Reise nach Süden oder sogar noch früher auf der Strecke. Schätzungsweise drei Viertel aller Jungstörche überleben nicht bis ins Erwachsenen­alter, da sie Strom­leitungen und Jägern zum Opfer fallen, im Nest erfrieren oder verhungern, weil ihnen landwirt­schaftliche Monokulturen, Pestizide und die Trockenlegung von Sümpfen und Mooren die Nahrungs­quellen rauben.

Storchenzug
Storch beim Verspeisen eines Froschs
Weissstorch in der Luft

Aufgrund verschiedener Faktoren, hauptsächlich infolge der hierzulande milderen Wintermonate, machen sich viele Störche nicht mehr auf den Flug in den Süden und verbringen den Winter in Europa. 

Bestands­erfassung im Fokus der Schweizer Storchenhilfe 

Auf der Roten Liste der IUCN und nationalen Listen für die Schweiz wird der Weissstorch als «nicht gefährdet» eingestuft – weltweit existieren rund 166.000 Brutpaare. Im Falle der Schweiz ist dies nicht zuletzt ein Verdienst des «Storchenvaters» Max Bloesch, der nach dem Aussterben der Art in den 1940er-Jahren im Schweizer Bundesgebiet Storchen­siedlungen gründete und Vögel aus dem umliegenden Ausland einführte. Die heutige Population liegt sogar weit über dem Niveau der ersten Zählungen und Schätzungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Die Bemühungen, den Weissstorch zu erhalten, konzentrieren sich daher primär auf die Erfassung von Beständen und den Schutz seiner Lebensräume. Wer interessante Beobachtungen gemacht hat oder motiviert ist, selbst auf die Suche zu gehen, sollte Kontakt mit einem Storchen­verband aufnehmen, um seine Erfahrungen zu teilen oder beim Monitoring und der Beringung von Storchenbeständen mitzuwirken. Alternativ bestehen die Optionen, in der Schweiz überwinternde Tieren mit zusätzlichen Tränken und Nahrung­squellen zu unterstützen oder eine Storchen­patenschaft bei der Gesellschaft Storch Schweiz abzuschliessen – ein ideales Geschenk zu einem besonderen Anlass wie auch für den Storch.

Vögel mit Nisthilfen & mehr unterstützen 

Nisthilfen Übersicht

Die passende Nisthilfen für jedes Tier 

Sind Sie auf der Suche nach einer Nisthilfe für ein bestimmtes Tier? Hier finden Sie die Übersicht der Nisthilfen pro Tier: Sei es der Marienkäfer, die Wildbiene oder der Buntspecht.


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