Frisch geernteter Meerrettich

Meerrettich & Wasabi: Scharfe Würzpflanzen im Vergleich

Beide Gemüsearten eigenen sich als Zutat zu scharfen Gerichten und Würzpasten. Die unterirdisch wachsenden Rhizome des heimischen Meerrettichs sind weiss bis cremefarben, bei der Wasabipflanze sind sie hellgrün. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die durch Senföle hervorgerufene Schärfe und die Zugehörigkeit beider Pflanzen zur Familie der Kohlgewächse (Brassicacea).

Wasabi (Eutrema japonicum)

Vor allem durch Sushirestaurants und Asialäden ist die aus Japan stammende Sushipaste bekannt geworden. In den allermeisten Fällen wird in Speisen Wasabipulver verwendet, da frische Wasabirhizome, eigentlich sind es botanisch betrachtet Sprossknollen, im Handel kaum angeboten werden. Ausserdem ist der Preis für das scharfe Wurzelgemüse horrend: Der Angebotspreise eines Schweizer Onlineanbieters lag im Dezember 2024 bei rund CHF 750 /kg und auch der Preis von 580 €/kg eines deutschen Anbieters kann sich sehen lassen. Bei diesen Preisen scheint es verlockend zu sein, Wasabi selbst anzubauen, zumal getopfte Jungpflanzen bereits für Preise um die 10 CHF pro Stück zu haben sind.

Bevor man sich allerdings eine oder mehrere Pflanzen für den eigenen Garten besorgt, sollte man bedenken, dass die Wasabipflanze sehr anspruchsvoll ist. Unter hiesigen Klimabedingungen ist sie ohne Frostschutz nur schwer zu ziehen. Im natürlichen Verbreitungsgebiet (Japan, Korea und der russischen Insel Sachalin) wachsen die Pflanzen auf sehr feuchten Standorten an Flüssen, Bächen oder in Sümpfen. Die Pflanzen vertragen keine hohen Temperaturen und sind empfindlich gegen stärkeren Frost. Der Anbau der Pflanze erfolgt in Japan ganz ähnlich wie der der Brunnenkresse in fliessendem Wasser.

Frisch geerntete Wasabirhizome

Frisch geerntete Wasabirhizome

Blüten und Blätter der Wasabipflanze

Blüten und Blätter der Wasabipflanze

Frische Wasabipaste

Frische Wasabipaste

Wasabipaste im Restaurant oder als Zutat zu Frischkäse oder grün gefärbtem Goudakäse enthält i.d.R. nur zu geringen Mengen echten Wasabi. So berichtet Heike Kreuz vom deutschen Bundeszentrum für Ernährung: "Aus diesem Grund hat die Lebensmittelindustrie ein preisgünstiges Imitat entwickelt. Die Würzsosse besteht meist aus einem Meerrettich-Senf-Gemisch mit verschiedenen grünen Farbstoffen wie der Alge Spirulina, Chlorophyll (E140), Kupferchlorophyll (E141) oder einer Kombination aus den Farbstoffen Tatrazin (E102) und Brilliantblau FCF (E 133). Es werden minimale Mengen echter Wasabi hinzugefügt, damit die Hersteller den Begriff „Wasabi“ verwenden dürfen. In der Regel liegt der Anteil bei höchstens drei Prozent“. Diese preiswerten Wasabimitate werden auch unter der Bezeichnung „Seiyo Wasabi“ angeboten, echter, japanischer Wasabi heisst dagegen „Hon Wasabi“.

Meerrettich (Amoracia rusticana)

Deutlich einfacher anzubauen ist der seit Jahrhunderten einheimische Meerrettich, der in Österreich Kren heisst. Er wächst gern an Wegrändern, oder auf Schuttplätzen. Ursprünglich stammt die Pflanze wohl aus Osteuropa.

Der Meerrettich ist eine ausdauernde Pflanze, die sehr tief wurzelt und üppige Bestände bildet, unter denen keine anderen Pflanzen wachsen können. Im Herbst sterben die Blätter ab, die unterirdischen Rhizome vertragen frostige Bodentemperaturen aber problemlos. Geerntet werden die Wurzelsprosse i.d.R. im Herbst.

Ein informatives Pflanzenportrait und Hinweise zum Anbau bietet die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe e.V. auf ihrer Website. In Deutschland gibt es grössere Anbauflächen z.B. in Franken (Bundesland Bayern) sowie in der Region Spreewald (Bundesland Brandenburg).

ausgegrabene Wurzeln des Meerrettichs
Blätter des Meerrettichs
Ernte von Meerrettich

Meerrettich ist deutlich einfacher selbst zu kultivieren und schon seit vielen Jahren heimisch.

Meerrettichanbau im Garten

Anders als bei der Wasabipflanze, lässt sich Meerrettich ohne grossen Aufwand im Garten kultivieren. Man sollte allerdings bedenken, dass die Pflanzen zum Wuchern neigen und kleinste Wurzelreste, die nach der Ernte fast immer im Boden zurückbleiben, im kommenden Jahr kräftig austreiben. Hat man einmal Meerrettich gepflanzt, wird man ihn kaum wieder los. Vor allem in kleineren Gärten wird er dann schnell zum unerwünschten Unkraut.

Selber Rettich anbauen

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Christoph Hoyer

Dieser Text wurde von unserem Pflanzen­schutz­experten Christoph Hoyer verfasst.

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