Alte Heilpflanze. Der Rainfarn ist eine stark wuchernde, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 160 Zentimetern. Er bildet ein Rhizom und wurzelt bis 90 Zentimeter tief. Die oberirdischen Pflanzenteile duften stark aromatisch. Der Stängel ist im oberen Bereich verzweigt.
Im vollen Sonnenlicht stehen die Laubblätter mehr oder weniger senkrecht nach Süden gerichtet; dieses Verhalten als Kompasspflanze ist eine Anpassung an die Wärmestrahlung sonniger Standorte. Der Rainfarn ist ein Kriechwurzler, das heisst seine vegetative Vermehrung erfolgt reichlich durch unterirdische Ausläufer.
Der Rainfarn hat eine eurasische Verbreitung. Er ist in Mitteleuropa häufig. Er ist ein Neophyt in den gemässigten Gebieten der übrigen Erdteile.
Alle Pflanzenteile enthalten stark riechende ätherische Öle (Campher, Borneol, Thujon) und Bitterstoffe, die die Einstellung zum Rainfarn zur Geschmackssache machen: Manche Menschen mögen seinen Geruch, andere fühlen sich davon abgestossen.
Historisches:
Einheimischer Kühlschrank, jedenfalls wurde ehedem Fleisch zur Konservierung in Rainfarnblätter gewickelt. Vertreibt Insekten und Mäuse, in der Homöopathie und im Mittelalter ein geschätztes Wurmmittel. Aus den gelben, kronblattlosen Korbblüten wird ein gelber Farbstoff gewonnen. In der naturnahen Floristik beliebtes Arbeitsmaterial.
Verwendung:
Die stark duftenden Blätter sowie die Blüten des Rainfarns, die insektenabweisende Wirkstoffe enthalten, wurden früher ausgestreut, um Ungeziefer fernzuhalten. Im kolonialen Nordamerika wurde Rainfarn in Särge gelegt und Leichentücher wurden mit Rainfarnextrakt getränkt. Rainfarn wurde auch angepflanzt, um den Kartoffelkäfer zu vertreiben. Nach einer Studie wurde dadurch der Kartoffelkäferbefall um 60–100 % reduziert. Getrockneter Rainfarn wird in der Imkerei als Rauchmittel verwendet. Einige Sorten werden als Zierpflanze verwendet.
Rainfarn wurde früher bei Wurmerkrankungen eingesetzt, allerdings rufen grössere Mengen als 1 bis 3 Gramm Rainfarn Vergiftungserscheinungen hervor, so dass man heute im Falle von Wurmerkrankungen auf andere, wirkungsvollere und harmlosere Mittel zurückgreift. Verbreitet war auch seine Verwendung gegen Ungeziefer. Eine Waschung sollte Flöhe und Kopfläuse vertreiben. In der Tierheilkunde wird der Tee Kälbern und Kühen bei Durchfall verabreicht. Als Breiumschlag soll Rainfarn bei Quetschungen, Rheuma und Krampfadern helfen. Die Laubblätter können Hautreizungen verursachen. Rainfarnöl ist ein starkes Gift, dessen innere Anwendungen nicht unbedenklich sind, weil sie zu Allergien und Vergiftungen führen können. Eine Studie von Álvarez et al. 2010 zeigt, dass Extrakte aus dem Rainfarn in der Lage sind, in vitro Herpesviren zu hemmen. Für den antiviralen Effekt scheinen unter anderem die darin enthaltenen Substanzen Isochlorogensäure (3,5-Dicaffeoylchinasäure) (3,5-Dicaffeoylquinic acid (3,5-DCQA)) und Axillarin verantwortlich zu sein.
Der Rainfarn wird auch als Färbepflanze verwendet. Die Blütenkörbchen des Rainfarns ergeben zusammen mit dem Beizmittel Alaun einen dunkelgelben Farbton. Für die Beize werden 12 bis 20 g Alaun auf 100 g Wolle genommen. Dunkelgrün wird die Färbung mit einer Alaunvorbeize, Eisensulfat-Nachbeize und Ammoniak-Entwicklungsbad. Man braucht etwa 400 g frische 'Blüten' für 100 g Wolle.
Der Rainfarn kann auf der Haut Kontaktallergien hervorrufen. Auslöser sind Sesquiterpenlactone. Als Hauptwirkstoff kommt Parthenolid in Betracht, neben einer Reihe anderer Kontaktallergene wie Crispolid, Tanacetin, Reynosin, und 1-beta-Hydroxy-arbusculin A. Vor allem Floristen und Blumenzüchter können von Kontaktallergien betroffen sein.
Aussaat:
Sehr feiner Samen sollte gleichmässig und nicht zu dicht ausgesät werden. Eine hilfreiche Methode ist, die Samen mit Sand zu vermischen. Drücken Sie die Samen nur leicht an und bedecken Sie sie nicht mit Erde. Da die Samen sehr leicht verschwemmen, sollten sie idealerweise nur mit einer Sprühflasche oder einer feinen Brause gewässert werden. Schnellkeimer keimen regelmässig und meist innerhalb von 2-4 Wochen bei einer Idealtemperatur von etwa +20°C. Die Samen gut andrücken. Nach der Keimung sollten sie, wenn möglich, etwas kühler gestellt werden (ca. 15°C).