
Pflanzen selber vermehren: So züchten Sie Ihre eigenen Ableger!
Haben Sie Zimmerpflanzen, die Sie gerne vermehren und allenfalls verschenken möchten? Wie Sie selbst Zimmerpflanzen züchten und vermehren, und was Sie dafür benötigen, erklären wir Ihnen in diesem Ratgeber.
Pflanzen zu vermehren ist längst nicht nur etwas für Profi-Gärtner – auch daheim können Sie problemlos die meisten Zimmerpflanzen selber vermehren! Sobald Ihre Pflanze Triebe hervorbringt, ist es möglich, diese mit etwas Geduld und Feingefühl zu neuen Pflanzen heranzuziehen. Dies erspart den Weg ins Gartencenter und gibt Ihnen die Möglichkeit, Freunden und Bekannten ein ganz persönliches Geschenk in Form von Ablegern Ihrer Lieblingspflanzen zu machen.
Pflanzen «klonen» durch vegetative Vermehrung
Generell kommen erst einmal alle Zimmerpflanzen zur Vermehrung in Frage. Wird ein geeigneter Trieb abgeschnitten, kann dieser mit der richtigen Pflege selbst Wurzeln ausbilden und zu einem Ableger der Mutterpflanze heranwachsen. Dieser Vorgang nennt sich vegetative Vermehrung.
Das funktioniert jedoch nicht bei zu jungen Pflanzen: Schneiden Sie an einer Jungpflanze herum, kann diese sich schlimmstenfalls nicht davon erholen. Erst wenn eine Pflanze von selbst treibt, sollten Sie mit der Anzucht von Ablegern beginnen. Dafür benötigen Sie zusätzlich ein sauberes, scharfes Messer oder eine Pflanzenschere sowie einen Blumentopf mit geeigneter Anzuchterde. Dünger ist erst nach dem ersten Umtopfen notwendig, unmittelbar nach der Vermehrung benötigen die Ableger nährstoffarme Erde.

Trieb einer Zimmerpflanze mit Wurzeln

Stecklinge von Fikus benjamin

Verschiedene Zimmerpflanzen
Vermehrung über Stecklinge
Die einfachste und wohl am weitesten verbreitete Methode zur Vermehrung von Pflanzen ist die Anzucht von Stecklingen. Dabei handelt es sich um Triebe der Mutterpflanze, die abgeschnitten und in Wasser oder Erde gestellt werden, bis sie selbst Wurzeln schlagen.
Um Pflanzen auf diese Weise zu vermehren, schneiden Sie einen etwa zehn Zentimeter langen Trieb von der Mutterpflanze ab. Entfernen Sie danach sämtliche Knospen und Blüten und überschüssigen Blattwuchs, sodass diese dem Steckling keine Nährstoffe entziehen.
Den so präparierten Steckling setzen Sie nun in ein Glas mit frischem Leitungswasser oder einen Topf mit lockerer, nährstoffarmer Pflanzenerde. Um den Steckling warm zu halten, stülpen Sie eine durchsichtige Plastiktüte über das Gefäss und stellen Sie es an einem hellen Ort auf. Bilden sich nach zwei bis drei Wochen die ersten Wurzeln am Steckling, können Sie diesen in ein geeignetes Gefäss mit gedüngter Erde umtopfen und wie Ihre anderen Zimmerpflanzen düngen und giessen.

Trieb der Mutterpflanze abschneiden

Einstellen in Wasser bis zur Wurzelbildung

Eintopfen in frische Erde
Vermehrung mit Seitensprossen
Insbesondere bei Sträuchern wie Rosen- (Rosaceae) oder Heidekrautgewächsen (Ericaceae) ist es auch möglich, aus Seitensprossen neue Ableger zu züchten; diese werden zu eigenständigen Pflanzen, sobald man sie von der Mutterpflanze trennt.
Einen geeigneten Spross für die Vermehrung erkennen Sie daran, dass er eigene Blätter bildet. Trennen Sie den Spross mit einem sauberen Messer von der Mutterpflanze und topfen Sie ihn in Anzuchterde ein. Beim Giessen ist es wichtig, die Erde nur feucht zu halten; zu viel Wasser führt dazu, dass die Wurzeln zu faulen beginnen. Sind die Wurzeln etwa zwei bis fünf Zentimeter lang, topfen Sie den Ableger um.
Vermehrung mit Absenken und Abmoosen
Einen ähnlichen Ansatz verfolgen Absenken und Abmoosen von Trieben. Dabei macht man sich zunutze, dass die Triebe holziger Pflanzen unter den richtigen Voraussetzungen eigene Wurzeln bilden können.
Wollen Sie durch Absenken Pflanzen selber vermehren, benötigen Sie eine Pflanzschale. Diese füllen Sie locker mit Sand und wasserspeichernder Anzuchterde und setzen den Topf der Mutterpflanze darauf. Ziehen Sie nun vorsichtig einen Trieb der Pflanze herunter und fixieren Sie ihn, sodass er mit der Anzuchterde in Kontakt bleibt. Bildet der Trieb nach einigen Wochen eigene Wurzeln, können Sie ihn von der Mutterpflanze trennen. Weitere drei Wochen später hat sich der Ableger so weit erholt, dass Sie ihn in ein Gefäss mit herkömmlicher Pflanzenerde umtopfen können.
Beim Abmoosen schneiden Sie stattdessen einen Trieb ein, sodass er mit der Mutterpflanze verbunden bleibt. Fixieren Sie die Schnittstelle, sodass sie nicht wieder zusammenwächst, und wickeln Sie ein feuchtes, saugfähiges Material darum. Torfmoos oder Blumenerde ist für diesen Zweck besonders geeignet, sollte allerdings mit Plastikfolie umwickelt werden, um die Austrocknung zu verhindern. Halten Sie den Einschnitt ständig feucht, bis sich Wurzeln darin bilden. Sind die ersten Wurzeln zu sehen, können Sie den Trieb abtrennen und eintopfen.



Neben Zimmerpflanzen lassen sich auch Kräuter wie der Rosmarin oder ausgebrochene Seitentriebe vom Ausgeizen der Tomate als Stecklinge ziehen.
Samen und Zwiebeln selbst ernten
Alternativ zur vegetativen Vermehrung ist es bei einigen Pflanzen auch möglich, direkt Tochterpflanzen oder Brutzwiebeln, die sogenannten Adventivpflanzen, oder Samen zu ernten.
Bildet eine Pflanze Tochterpflanzen oder Zwiebeln aus, können diese ganz einfach abgenommen und eingetopft werden. Um Samen zur Vermehrung von Zimmerpflanzen zu ernten, schneiden Sie die Samenstände der Pflanze ab, sobald die Blüten verblüht sind. Dabei ist es wichtig, dass die Ernte trocken ist – andernfalls kann Schimmel die Samen ruinieren. Stellen Sie die trockenen Fruchtstände oder Samenkapseln kopfüber in ein Gefäss, sodass die einzelnen Samenkörner herausfallen können, wenn sie sich lösen. Dies ist in der Regel nach ein paar Tagen der Fall. Die so gewonnenen Samen können danach genau wie Samen aus dem Handel ausgesät werden.