Echter Kümmel, Kreuzkümmel oder Nigella? Das sind die Unterschiede!
Spricht man über Kümmel, ist meist klar, von welcher Pflanze die Rede ist. Umgangssprachlich hat sich daher eingebürgert, verschiedene Gewürzpflanzen unter diesem Begriff zusammenzufassen. In der Küche oder im Gartenbau hingegen sorgt diese Generalisierung gerne für Verwirrung: Kümmel, Kreuzkümmel oder Nigella – welcher war denn gleich der für welche Speisen?
Diese Verwirrung ist nicht gänzlich unbegründet; immerhin gehören Echter Kümmel, Kreuzkümmel und Schwarzkümmel verschiedenen Pflanzengattungen an. Entsprechend stark sind die geschmacklichen und botanischen Unterschiede. Dieser Artikel bietet eine kleine Unterscheidungshilfe für Hobbygärtner und Hobbyköche auf der Suche nach der richtigen Würze.
Carum carvi – ein typisch europäisches Gewürz
Während Echter Kümmel und Kreuzkümmel zur selben Familie, der der Doldenblütler (Apiaceae), gehören, sind der Echte Schwarzkümmel wie auch die Jungfer im Grünen Hahnenfussgewächse (Ranunculaceae) und gehören beide zur Gattung der Schwarzkümmel (Nigella). Den Namen erhielten sie wahrscheinlich unabhängig voneinander; mittelalterliche Quellen weisen alle vier Pflanzen unter diesem Namen oder Abwandlungen davon nach.
Der Ursprung dieser verwirrenden Namensgebung ist wohl historischer Natur. So handelt es sich beim Echten Kümmel (Carum carvi) um ein urdeutsches Gewürz, das bereits vor Jahrtausenden in unseren Breitengraden dokumentiert wurde. Noch heute können Wanderer in den Bergregionen der Schweiz, Deutschlands und Österreichs die weissen bis rötlichen Doldenblüten wild wachsender Exemplare der zweijährigen krautigen Pflanze am Wegrand entdecken. In anderen Gegenden der Welt sind die leicht gekrümmten, länglichen Körner als Gewürz jedoch kaum bekannt.
Zugewanderte „Verwandte“
Beim Echten Schwarzkümmel (Nigella sativa) und der artverwandten Jungfer im Grünen (Nigella damascena) handelt es sich hingegen um orientalische Pflanzen, die in der späten Bronzezeit und frühen Römerzeit aus dem heutigen Irak und Iran nach Europa gelangten. Verbreitung als Gartenpflanzen erfuhren beide jedoch erst in der frühen Neuzeit. Während der dem Sesam zum Verwechseln ähnliche Samen des Schwarzkümmels noch immer in der Küche Verwendung findet, wird die Nigella damascena heute vor allem wegen ihrer markanten, pastellblauen Einzelblüten als Zierpflanze gehalten.
Dem Carum carvi am ähnlichsten ist der Kreuzkümmel (Cuminum cyminum), der ebenfalls seit der Römerzeit in Europa als Heilpflanze bekannt ist. Ihren Namen erhielt die einjährige krautige Pflanze aufgrund der kreuzförmigen Stellung ihrer Blätter und der optischen Ähnlichkeit der braunen, leicht sichelförmigen Früchte zu Kümmelsamen.
Echter Kümmel (Carum carvi) mit Insektenbesucher
Blüten des echten Schwarzkümmels (Nigella sativa)
Junger im Grünen (Nigella damascena)
Kreuzkümmel und Echter Kümmel in der Küche
Ebenso unterschiedlich wie ihre Herkunftsgeschichten ist auch die Verwendung der verschiedenen Arten in der Küche. So ist der Kreuzkümmel, der als Gewürz auch als Cumin bekannt ist, vorwiegend in der indischen und arabischen Küche beheimatet. Mit seinem süsslich-scharfen, leicht bitteren Eigengeschmack ist er Teil verschiedener Würzmischungen wie Gram Masala. Darüber hinaus wird er alleine oder gemeinsam mit Koriander zur Würzung orientalischer Fisch-, Lamm- und Hülsenfrucht-Gerichte verwendet.
Die Samenkörner des Carum carvi sind geschmacklich ähnlich, jedoch fehlen etwas Schärfe und die süsslich-bittere Note des Kreuzkümmels. Der Geschmack lässt sich am besten als würzig-scharf mit einer leicht fruchtigen Note beschreiben. Dieses charakteristische Aroma macht Kümmelkörner gemahlen wie auch ganz zu einem beliebten Gewürz für Kohl, Suppe, Braten und heimische Fleischgerichte.
Kümmel als Ersatz für Cumin – geht das gut?
Auch als Ersatz für Kreuzkümmel sind gemahlene Kümmelkörner durchaus geeignet, wenn sie entsprechend dosiert und mit anderen Gewürzen vermengt werden. Um den Unterschied in der Geschmacksintensität auszugleichen, verwenden Sie dazu etwa die Hälfte der Menge des Gewürzes, die Sie sonst an Cumin verwenden würden, und geben Sie vorsichtig etwas Anis hinzu. Fügen Sie dem Gericht schrittweise mehr dieser Gewürze hinzu, bis der erwünschte Geschmack erreicht ist. Haben Sie versehentlich zu viel hinzugegeben, lässt sich der intensive Kümmelgeschmack durch Petersilie und geriebene Zitronenschale wieder neutralisieren.
Jungpflanze mit Wurzel des Echten Kümmel (Carum Carvi)
Ausgereifte Blütenstände vom Echten Kümmel (Carum Carvi)
Die Blüte des Echten Kümmels sind bliebt bei Insekten
Schwarzkümmel als Gewürz
Im Gegensatz dazu wird Schwarzkümmel meist ungemahlen auf Fladenbrot und anderes türkisches oder orientalisches Gebäck gestreut. Geschmacklich erinnern die dreikantigen Samenkörner am ehesten an Sesam mit einer leichten Note von Cumin. In der asiatischen und insbesondere indischen Küche findet er zudem Verwendung in der Gewürzmischung Panch Phoron, die unter anderem Dal, Curry, Fleisch und Fischgerichten eine feurig-kräftige, aber weniger scharfe Würze verleiht.
Jungfer im Grünen in der Küche – was ist zu beachten?
Geschmacklich den stärksten Unterschied zu den anderen Arten weisen die Samen der Nigella damascena auf. Diese schmecken ähnlich wie Waldmeister, weshalb sie gut zur Verfeinerung von Süssspeisen eingesetzt werden können. Dabei sollten Sie jedoch stets sparsam damit umgehen: Das enthaltene Alkaloid Damascenin ist in zu hohem Masse leicht giftig und kann Verdauungsbeschwerden hervorrufen.