Süsskraut (Stevia rebaudiana) – natürlicher Zuckerersatz aus dem eigenen Garten
Extrakte vom Süsskraut (Stevia rebaudiana) werden gerne als Zuckerersatz eingesetzt. Erfahren Sie hier mehr über den Verwendung von Stevia und den Anbau des Zuckerersatzes im eigenen Garten.
Extrakte der Stevia rebaudiana sind seit einigen Jahren als Ersatz für Zucker in immer mehr Produkten vertreten. Dabei werden in der Regel Extrakte der Pflanze verwendet. Es geht allerdings auch ohne aufwändige Verarbeitung: Mit ihrem süsslich-bitteren, leicht lakritzartigen Eigengeschmack stellen die Blätter der Staude eine Alternative zu Zucker und künstlichem Süssstoff dar, die Getränken und Nahrungsmitteln gleichzeitig eine ganz eigene Note verleiht. Das macht Stevia ideal als gesunden Zuckerersatz aus dem eigenen Garten, der sich ganz einfach selbst anbauen lässt.
Der Siegeszug der Stevia
Ursprünglich stammt die auch Süsskraut oder Honigblatt genannte Stevia rebaudiana aus Südamerika – genauer gesagt, aus dem heutigen Paraguay. Schon bevor spanische Seefahrer im 16. Jahrhundert die ersten Exemplare der Staude nach Europa brachten, schätzten die dortigen Ureinwohner sie als Süssungsmittel, mit dem sie zum Beispiel Mate verfeinerten.
Allerdings sollten noch über drei Jahrhunderte von der Einführung der Pflanze bis zu ihrer wissenschaftlichen Untersuchung durch Mosè „Santiago“ Bertoni vergehen. Und obwohl Bertoni bereits 1901 die süssende Wirkung der Blätter beschrieb, dauerte es weitere 70 Jahre, bis Stevia-Extrakt in Japan erstmals in grossem Stil als Zuckerersatz verwendet wurde.
Heute kommen die aus der Stevia rebaudiana gewonnenen Steviolglycoside Steviosid und Rebaudiosid A weltweit in zahlreichen Produkten von Erfrischungsgetränken und Tees bis zu Schokolade und Konfitüren zum Einsatz. Auch in der Schweiz erlauben die Lebensmittelbehörden seit 2008 immer mehr Herstellern auf Anfrage die Verwendung von Stevia-Extrakten in ihren Produkten.
Rohe Stevia als Lebensmittel – ist das erlaubt?
Auf vielen Samentüten findet sich dennoch weiterhin der Hinweis, es handele sich nicht um ein Nahrungsmittel. Dies hängt damit zusammen, dass die Pflanze als Ganzes kommerziell noch nicht als solches verkauft werden darf – die Blätter können jedoch bedenkenlos als Zuckerersatz in Getränken und Gebäck verwendet werden. Da Steviolglycoside nicht über den Verdauungstrakt resorbiert werden, tritt zudem keine Auswirkung auf den Blutzucker oder die Insulin-Produktion ein. Dies macht Stevia rebaudiana und deren Extrakte zu einer sinnvollen Zucker-Alternative für Diabetiker.
Süsskraut (Stevia rebaudiana)
Stevia rebaudiana als Zuckerersatz
Blüte des Süsskrauts
Heilende Wirkung von Süsskraut
Darüber hinaus wird der Stevia rebaudiana in ihrem Heimatland eine heilende, blutdrucksenkende und entzündungshemmende Wirkung nachgesagt, die mehrere Studien belegen konnten. So kommt sie beispielsweise als Tee gegen chronisch-entzündliche Darm- und Nierenerkrankungen und in Zahnpasta gegen Zahnfleischbluten und Gingivitis zum Einsatz. Zudem enthalten die Blätter des Süsskrauts Wirkstoffe, die antibakteriell, antioxidativ und pilzhemmend wirken und sogar die Ausbreitung von Krebs behindern sollen.
Aussehen und Werdegang
Bis zur Blütezeit erreicht die Pflanze eine Gesamthöhe von 60 bis 100 cm und treibt gegenständig hellgrüne, bis zu 5 cm lange Blätter, die im Laufe der Wachstumsphase dunkler werden. Von der Form her ähneln die gesägten Blätter, auf denen sich die mikroskopisch kleinen Steviosid-Drüsen befinden, denen der Minze.
Während der Blütezeit vom späten August bis Oktober bildet die Stevia-Staude bis zu 150 kleine, cremefarbene, endständige Korbblüten. Es handelt sich dabei um Zwitterblüten, die entweder von Insekten bestäubt werden oder sich selbst bestäuben können.
Die Blätter von Stevia sind gezackt
Nahaufnahme der Blüte von Süsskraut
Stevia rebaudiana im Topf
Stevia anbauen – das müssen Sie bei Standortwahl und Aussaat beachten
Für den Anbau von Süsskraut im eigenen Garten ist ein sonniger bis halbschattiger, windgeschützter Standort am besten geeignet.
Da die Stevia aus wärmeren Gefilden stammt und Kälte entsprechend schlecht verträgt, sollte sie in einem Pflanztopf stehen, in dem die mehrjährige Staude im Winter ins Haus oder ins beheizte Gewächshaus umziehen kann. Als Geringzehrer fühlt sich Süsskraut auf nährstoffarmer Kräutererde am wohlsten, die Wasser aufnimmt, jedoch keine Staunässe bildet. Alternativ eignet sich als Substrat Gartenerde, die mit etwas Sand vermengt wurde.
Die Samen der Stevia keimen am besten bei Temperaturen von circa 22°C. Es ist daher zu empfehlen, sie ab April in Anzuchtschalen in einem Frühbeetkasten oder auf einer Fensterbank auf der Sonnenseite des Hauses heranzuziehen. Da es sich bei Stevien um Lichtkeimer handelt, sollten Sie die Samen nur leicht auf der Anzuchterde festdrücken und nicht bedecken.
Sind nach etwa zehn Tagen die ersten Triebe zu sehen, können Sie diese pikieren und in Pflanztöpfe oder ins Freiland umsetzen. Da die Blätter der Stevia recht dicht wachsen, ist dabei ein Abstand von etwa 30 cm zwischen zwei Pflanzen zu empfehlen. Besser noch ist jedoch ein Pflanztopf mit einem Durchmesser von 20 bis 30 cm, in dem sich die flachen, kräftigen Wurzeln der Staude ungehindert ausbreiten können.
Pflege von Stevia – Geringzehrer mit hohem Wasserbedarf
Als Tropenpflanze ist die Stevia empfindlich für trockenes Wetter, weshalb Sie sie im Sommer regelmässig giessen müssen. Zum Düngen sollten Sie ein langsam wirkendes Düngemittel verwenden – Hornspäne, Kompost oder mineralische Langzeitdünger sind bestens geeignet.
Ferner sollten Sie darauf achten, die Staude nicht zu überdüngen: Zu viel Dünger bietet Nährboden für Pilzerkrankungen wie Mehltau oder Umfallkrankheit. Testen Sie die Nährstoffkonzentration im Idealfall im Vorfeld mit einem Bodenanalyse-Kit und düngen Sie bei Bedarf nach.
Für die bestmögliche Ernte ist zu empfehlen, die Stevia-Staude während der Wachstumsphase mehrmals zurückzuschneiden. Dies trägt dazu bei, dass sie mehr und kräftigere Triebe ausbildet. Spätestens sobald die Pflanze die ersten Blüten trägt, sollten Sie den Rückschnitt einstellen, da sich die Wachstumsrate zu diesem Zeitpunkt bereits verringert.
Vom Samen bis zur Pflanze: Säen Sie das Süsskraut selbst mit Stevia rebaudiana Samen in Ihrem Garten an.
Ernte und Konservierung
Die ideale Zeit zur Ernte ist gekommen, wenn die Blätter eine kräftige, grüne Farbe haben und denen der Minze zum Verwechseln ähnlich sehen. Dies ist in der Regel im September der Fall – bei Frühkulturen sollte jedoch bereits im August geerntet werden, bevor die Pflanze in die Blütephase übergeht.
Die einzelnen Blätter lassen sich zu diesem Zeitpunkt ohne Schwierigkeiten von der Pflanze abreissen und können frisch verwendet werden. Alternativ ist es möglich, die Blätter zur späteren Verwendung zu trocknen oder einzufrieren. Zum Trocknen empfiehlt es sich, die Blätter einlagig auf ein Backblech zu legen und bei einen Spaltbreit offener Türe auf niedrigster Stufe auszudörren, bis sie hart und brüchig werden.
Stevia überwintern
Damit Ihre Stevia-Pflanze den Winter übersteht, benötigt sie eine Temperatur von mindestens 13°C. Ideal zur Überwinterung ist daher ein beheiztes Gewächshaus, ein Wintergarten oder ein frostfreier Keller. Auch im Haus ist die Überwinterung grundsätzlich möglich, jedoch führt es zu einem verfrühten Austreiben, wenn die Pflanze im Hellen und bei höheren Temperaturen überwintert.
Ferner ist zu beachten, dass die Stevia wie die meisten Stauden einzieht – das heisst, die oberirdischen Triebe sterben im Winter ab, um den Nährstoffbedarf zu verringern. Entsprechend gering ist auch ihr Wasserbedarf während der Ruhephase: Solange die Erde nicht austrocknet, bleibt die Pflanze am Leben. Es reicht daher, sie einmal im Monat zu giessen.
Um das Wachstum im kommenden Jahr zu fördern, empfiehlt es sich, die abgestorbenen Triebe abzuschneiden. Dies führt dazu, dass die Stevia im nächsten Frühjahr üppiger und damit ertragreicher austreibt.
Süsskrauternte von Hand
Frische Triebe von Stevia rebaudiana
Getrocknete Stevia-Blätter